Nein, angepasst war er nie, sondern ging immer seinen eigenen Weg – notfalls auch mit dem Kopf durch die Wand. Aber dieser Weg führte ihn ganz nach oben in den Springreiter-Olymp. An diesem Mittwoch feiert Hugo Simon, der als Beute-Deutscher zu Österreichs Hugo Nationale wurde, seinen 80. Geburtstag, beginnend mit dem ersten Anstoßen bei seinen Freunden Janne Friederike Meyer-Zimmermann und Christoph Zimmermann während des Auftakts von deren CSI4* auf Hof Waterkant. Ob es anschließend zum Weiterfeiern nach Sylt geht – nicht auszuschließen.
Als Junior hatte es Hugo Simon bei den Vielseitigkeitsreitern bis zum Hessischen Landesmeister gebracht, beim Goldmedaillen-Gewinner Josef Neckermann ging er als Dressurreiter in die Lehrer. Aber dann war es doch das Springen, das ihn faszinierte und seinen unbändigen Ehrgeiz weckte. Denn was er macht, das macht er dann auch richtig. So kämpfte er sich innerhalb weniger Jahre im traditionell ja besonders starken deutschen Springreiter-Lager nach oben.
So weit nach oben, dass er für die Olympischen Spiele 1972 in München fürs Team Deutschland nominiert wurde. Aber eben nur als Fünfter, als Reservereiter. Und Reserve ist nicht der Anspruch eines Hugo Simon. Es krachte ganz kräftig – und plötzlich war Deutschland einen Top-Reiter los.
Hugo Simon erinnerte sich, auch mit Hilfe seines damaligen Schwiegervaters, an seinen Geburtsort Krummwasser in Böhmen. Mit seinen Eltern hatte er nach dem Zweiten Weltkrieg die Heimat, die nun zur Tschechoslowakei gehörte, verlassen Richtung Deutschland. Aber böhmische Flüchtlinge hatten auch Anspruch auf die österreichische Staatsbürgerschaft. Die wurde nun, fast über Nacht, im Schnellverfahren gesichert, so dass die Alpenrepublik mit einem der weltbesten Reiter plötzlich in München oben mitspielen konnte. Das Team Deutschland gewann mit Hans Günter Winkler auf Torphy, Hartwig Steenken auf Simona, Gerd Wiltfang auf Askan und Fritz Ligges auf Robin zwar Gold ohne ihn in München vor den USA, aber in der Einzelwertung kam Hugo Simon mit Lavendel gemeinsam mit Hartwig Steenken und dem Kanadier James Day mit Steelmaster auf einen vorzüglichen vierten Platz – und kein deutscher Reiter war besser als er.
Einen Weg zurück gab es nicht, Hugo Simon leistete seinen entscheidenden Beitrag, dass Österreich zur erfolgreichen Springsport-Nation wurde. Er gewann mit Lavendel Bronze bei der WM in Hickstead 1974, die Silbermedaille auf dem legendären E.T. bei der Europameisterschaft 1997 hinter Ludger Beerbaum auf Ratina Z, er holte sich fünfmal das Blaue Band beim Hamburger Derby und 1998 den Sieg im Großen Preis beim CHIO Aachen. 1979 gewann er auf Gladstone das erste Weltcup-Finale überhaupt, dem noch zwei weiter Weltcup-Siege folgten, und und und. Unendlich ist die Liste seiner Erfolge dank viel Talent und noch mehr harter Arbeit. Über die er allerdings auch nie vergaß, das Leben zu genießen.
Im Oktober 2016 verabschiedete er sich mit einem zweiten Platz im Großen Preis von Wien, den er im Vorjahr im Alter von 73 Jahren als ältester Grand Prix Sieger aller Zeiten noch gewonnen hatte, ohne große Gesten einfach von der großen Springreiterbühne, trainiert inzwischen mal die Pferde von Sergio Alvarez Moya und coacht den aktuellen Beute-Deutschen der Österreicher, Max Kühner aus Bayern. Außerdem ist er als Züchter und Pferdehändler hocherfolgreich und deshalb in neuer Funktion auf den internationalen Turnieren unterwegs. Sein selbst gezogener Carlchen S und Charisma HS aus seinem Stall etwa sind mit Richard Vogel auf Schleifenjagd, regelmäßig gerne von Hugo Simon gecoacht.
Offiziell ist er 1,62m groß und 65 kg schwer – ein ganz Großer des Springsports, dem das Österreischische Fernsehen am Vorabend einen Beitrag widmete und dem an diesem Tag zu Recht die Glückwünsche der ganzen Reiterwelt gelten!