Im Stutteri Ask Stadion, das eigentlich ein Fußballstadion ist, werden in Herning vom 6. bis 14. August Pferdesportler in vier Disziplinen um WM-Medaillen kämpfen: Die Ecco FEI World Championships stehen auf dem Programm. Im Interview spricht Bundestrainer Otto Becker über das deutsche Team in Herning und über seinen neuen Co-Trainer.
Herr Becker, Sie sprachen von einer besonders schwierigen Entscheidung bei der Aufstellung Ihres Teams für Herning. Warum?
Otto Becker: Wir haben in Aachen die Kader neu aufgestellt und alle acht Olympiakader-Reiter hätten einen WM-Teamplatz verdient. Wir dürfen aber nur vier plus einen Reservereiter nominieren, es war wirklich eine schwierige Entscheidung. Denjenigen mitzuteilen, dass sie nicht ins Team kommen, das ist immer der unangenehmste Teil meines Jobs.
Ein Frischling und drei erfahrene Herren, so könnte man Ihr Team beschreiben. Was macht diesen Frischling aus?
Otto Becker: Jana Wargers kennen wir im Springsport schon sehr lange, sie ist immer auffallend gut geritten und jetzt hat sie mit Limbridge auch das passende Pferd. Das Paar hat schon top Leistungen gebracht, denken wir an Aachen: Sie war das erste Mal dort im Team, ist als erste Mannschaftsreiterin im Regen an den Start gegangen und hat eine Runde ohne Springfehler hingelegt – das war schon toll. Jana ist nervenstark, hat sehr viel Gefühl und bei der Ashford Farm ein gutes Team hinter sich.
Die Konkurrenz ist stetig größer geworden. Wie sieht Ihr Blick auf Herning aus?
Otto Becker: Da werden wir auf die „üblichen Verdächtigen“ stoßen. Olympiasieger Schweden, Europameister Schweiz und dazu Belgien, die Niederlande, Frankreich und vielleicht noch das ein oder andere Überraschungsteam. Erfahrungsgemäß bleibt es spannend bis zum letzten Ritt, man braucht auch das nötige Quäntchen Glück.
Es wird Ihre vierte Weltmeisterschaft als Bundestrainer – wie sieht Ihr persönlicher Rückblick auf die drei bereits erlebten aus?
Otto Becker: 2010 haben wir in Kentucky Gold gewonnen, in Caen waren wir auf dem undankbaren vierten Platz. Und in Tryon haben Simone (Blum) Gold und wir Bronze mit dem Team geholt. In dieser Reihe hat Kentucky einen besonderen Stellenwert – wegen der Art und Weise, mit der die Reiter diese Medaille verdient haben und vor allem, weil wir vorher eineinhalb sehr unruhige Jahre im Springsport erlebt hatten, und erst nach der Goldmedaille war Ruhe drin und wir konnten richtig anfangen zu arbeiten. Aber auf den Erfolgen dürfen wir uns nicht ausruhen, in Herning fangen wir alle wieder bei null an und wir müssen auf den Punkt topfit sein.
Die WM in Herning wird Ihre erste ohne Ihren langjährigen Co-Trainer Heiner Engemann. Steckt das noch im Hinterkopf?
Otto Becker: Zu Anfang war es ohne Heiner schwierig, wir waren ein eingespieltes Team über viele Jahre, aber wir haben mit Marcus Döring einen sehr guten Nachfolger gefunden. Er hat sich schon sehr gut eingebracht und wir werden in Herning zusammen versuchen, den Reitern die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sie top Leistungen abliefern können.
Das Interview führte Kim Kreling für das PM-Forum, das Magazin der Persönlichen Mitglieder der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) (fn-press)