Die deutschen Springreiter sind mit einem guten Ergebnis in die WM gestartet und haben unverändert alle Chancen, ganz vorne mitzumischen. In Bestform präsentierten sich Christian Ahlmann und sein großer, lackschwarzer Dominator 2000 Z (v. Diamant de Semilly), dessen Namen man ruhig wörtlich nehmen darf. Das Paar lieferte für Team Germany das beste fehlerfreie und schnelle Ergebnis ab und sprang in Runde eins der Weltmeisterschaft im dänischen Herning auf Platz neun. Den Sieg sicherte sich der Speed-Spezialist, der Franzose Julien Epaillard und Caracole de la Roque (v. Zandor Z) mit einer unerreichten Zeit von 79.08 Sekunden vor dem Briten Scott Brash und Hello Jefferson (v. Cooper vd Heffinck) mit einer Zeit von 79.54 Sekunden. Auf Platz drei sprang der Weltranglistenzweite Martin Fuchs mit Leone JEI (v. Balic VDL) vor Peder Fredricson und H&M All In (v. Kashmir van Schuttershof) und Henrik von Eckermann und King Edward (v. Edward).
Als erster deutscher Springreiter hatte der Routinier Marcus Ehning mit seinem Stargold (v. Stakkato Gold) in den Parcours gemusst. Leider fiel im letzten Drittel des Parcours eine Stange. Weil das Paar jedoch super schnell unterwegs war, gab es trotzem eine Platzierung auf Rang 18. Ohne den Fehler wäre es Platz vier gewesen, zeitgleich mit Peder Fredricson. Marcus Ehning war nach seinem Ritt trotz des Fehlers nicht unzufrieden: „Stargold hat mir ein abnormales Gefühl gegeben und bis zu dem Fehler lief auch alles vom Allerfeinsten. Zum Wasser hin war ich auf Innenbahn und konnte einen Galoppsprung weniger machen als die anderen, das kann er einfach. In der Kurve habe ich dann gedacht, oh das wird lang. Aber dann dachte ich, komm, der ist gut drauf. Am Ende fehlt mir ein Tick Spannung und ich habe auch vielleicht schon zuviel an den Aussprung gedacht, bin ein bisschen ruhig geblieben und dann ist er auch sofort unheimlich zurück gesprungen, was er gut gemacht hat und ich schlecht. Am Ende war es ein Fehler, aber hoffen wir mal, dass die anderen noch nachlegen können.“
Und dann gab es noch eine Liebeserklärung an seinen Stargold: „Er ist eines des besten Pferde, das ich je hatte. Er hat vieles von den Pferden, die ich hatte in einem. Er ist einfach unglaublich zum Sprung zu reiten. Man kann immer noch kurz vorher entscheiden, mache ich einen mehr oder weniger, er hat immer den Go nach vorne. Er springt zwar nicht so, dass da ein halber Meter Platz ist, aber das zeichnet auch ein schlaues Pferd aus. Der hat eine unglaubliche Technik am Sprung. Ich muss immer vorsichtig sein, dass ich nicht zuviel Bein gebe, weil der immer den Go hat, die zweite Stange zu springen. Er ist auch ein unglaublich schnelles Pferd. Und das hat er ja auch das ganze Jahr bewiesen, egal auf welchem Platz.“
Nach Ehning musste WM Neuling Jana Wargers in den Parcours. Und lieferte eine feine, fehlerfreie Runde ab. Nach ihrem Ritt strahlte sie: „Limbridge ist super gesprungen, ich bin total happy mit der Runde. Ich bin das erste Mal bei einer Weltmeisterschaft.“ Ihr großes Idol Marcus Ehning hatte ihr vorher noch ein paar Tipps für den Parcours gegeben. „Ja, ich habe ihn noch mal gefragt, wie die Distanzen kommen. Er kennt mein Pferd ja auch schon ein bisschen. So haben wir uns hier und da noch mal abgesprochen. Er hat trotz des Fehlers ja eine super Runde hingelegt, ist vorne dabei. Ich kann immer noch etwas von ihm lernen.“ Sie hat sich für die WM große Ziele gesteckt: „Natürlich nimmt man sich viel vor, mein Pferd ist in Top-Form. Es wäre natürlich wunderbar, wenn wir vorne mitmischen können.“ Nervös war sie trotz der Premiere nicht: „Ich glaube, das ist so ein bisschen meine Stärke, ich bin von Natur aus eine ruhige Person. Ich vesuche diese Nervosität einfach ein wenig zu unterbinden, das gelingt mir meist relativ gut. Das ist auch wichtig, die Ruhe auszustrahlen, gerade auch für das Pferd. Ich kann mich auf ihn verlassen. Und das gibt mir einfach ein gutes Gefühl.“ Natürlich wäre es in Runde eins auch etwas schneller gegangen: „Ich hätte vielleicht hier und da noch einen Galoppsprung weniger reiten können, aber für mich ist es eben auch die erste WM und dann geht man vielleicht doch noch auf Nummer sicher. Aber es hat ja alles gut geklappt, und ich fühle mich im Team mit Marcus Ehning, Andre Thieme und Christian Ahlmann einfach super gut aufgehoben. Die bringen viel Erfahrung mit und ich bin auch für jeden Tipp dankbar, den ich kriegen kann.“
Einen ungewöhnlichen Fehler kassierten Europameister André Thieme und seine DSP Chakaria nach dem Wassergraben zum Ende des Parcours. „Im ersten Moment bin ich natürlich ein wenig enttäuscht, weil ich den Fehler hatte. Und weil ich so viel vor hatte. Allerdings weiß ich von der Euro auch, dass das noch nicht zuviel zu bedeuten hat. Da hatte ich auch einen Fehler im Zeitspringen. Ich fand, sie ist super gesprungen. Damit bin ich super glücklich. Da, wo der Fehler passiert ist, haben wir den Plan gemacht, sieben Galoppsprünge zu nehmen, da konnte ich auch nicht viel anderes machen, ich kam zum Warten, alles war eigentlich perfekt. Und dann kriegt sie hinten den Fehler, einen Fehler, den sie normalerweise nie bekommt. Daher reite ich sie hinten auch ohne Gamaschen, weil sie hinten einfach außergewöhnlich gut ist. So richtig wissen wir nicht, warum dieser Fehler da kam.“ Kurz aus dem Konzept kamen sie von Sprung zwei auf drei: „Ja, das ist allerdings typisch für Chakaria. In der Rechtswendung ist das, als wenn ihr jemand Nadeln in die Seite piekst, da kann sich die Spannung durch den Körper nicht so richtig halten. Das war auch wirklich volles Risiko, ich nahm die erste Distanz und dann machte sie ihren typischen Quengler, das kenne ich aber schon, und bevor ich da überreagiere und sie auf riesengroß abdrücke, bleibe ich dann einfach ruhig und sie macht dann noch einen kleinen – und mit ihrer Qualität kommt sie dann rüber. Dadurch habe ich natürlich den Rythmus zum vierten Sprung verloren und musste da einen Galoppsprung mehr machen. Nichtsdestotrotz, danach hatten wir wieder einen super Rhythmus, ich habe mich wohl gefühlt, sie hat sich wohl gefühlt und dieser Fehler dann kurz vor Schluß hatte damit sicher nichts zu tun. Ich habe das Video schon gesehen und sie ist wirklich sehr gut gesprungen und das darf ich mir jetzt auch nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Ich glaube an sie und sie ist ein Pferd, das sich steigert und immer besser wird. Deshalb habe ich schon für die nächsten Tage ein gutes Gefühl.“
Als Schlußpaar für Team Deutschland gingen Christian Ahlmann und sein Dominator 2000 Z in den Parcours. Super souverän spulten sie die Runde gemeinsam locker und ganz easy ab. Der gewaltige Hengst spielte förmlich mit den 1,55m hohen Hindernissen und dem technisch anspruchsvollen Parcours. Sein Reiter war dann im Anschluß auch mehr als zufrieden: „Das Gefühl war sehr gut, Dominator hat sich wohl gefühlt. Wir hatten von Anfang an einen richtig guten Rhythmus. Jeder Sprung war relaxt, vorsichtig, konzentriert, und er ist bis zum letzten Sprung sehr gut gesprungen. Das war ein langer Parcours für den ersten Tag. Alle unsere Pferde im Team sind durch die Bank richtig gut gesprungen und haben einen guten Eindruck hinterlassen. Wir müssen gucken, dass wir echt konzentriert bleiben, damit wir möglichst keine Fehler machen. Das ist hier alles unheimlich eng. Jeder Fehler, jeder Zeitfehler zählt gewaltig.“
Bundestrainer Otto Becker war mit seiner Team-Leistung am Ende zufrieden: „Man hat jetzt schon noch mal die Erfahrung von Markus Ehning und Christian Ahlmann gesehen. Das waren zwei Runden wie an der Schnur gezogen. Aber das ist auch normal. Das ist auch kein Vorwurf an die anderen. Das erste Ziel ist erreicht. Wir sind irgendwo in Reichweite und können uns hoffentlich noch etwas vorarbeiten. Alle sind gut geritten. Klar, ein Fehler weniger wäre uns lieber gewesen. Aber wichtig ist, dass wir irgendwo in Reichweite sind. Jana Wagers hätte vielleicht mal ein Galoppsprung weniger machen können. Das ist so. Aber ich bin top zufrieden mit ihr. Das Pferd ist super gesprungen. André hat heute einen Fehler gehabt, ich hoffe, das war der letzte diese Woche. Das habe ich auch zu ihm gesagt, mit einem Smiley.“
In der Teamwertung führen die Schweden derzeit mit 3,69 Punkten vor Frankreich mit 5,44 Punkten und Belgien mit 5,49 Punkten. Team Deutschland liegt auf Platz sechs mit 7,76 Punkten.
Morgen geht es um 13 Uhr in die nächste Runde.
Das ganze Ergebnis vom Zeitspringen: HIER
Das Team-Ergebnis: HIER