Freud und Leid lagen am Tag zwei bei der WM in Herning dicht beieinander: Während Marcus Ehning und André Thieme ihre Fehler des Vortages in der ersten Runde des Nationenpreises mit je einer feinen Null-Runde wettmachten und den Reitern danach etliche Steine der Erleichterung vom Herzen fielen – waren die Null-Fehler Reiter des Vortages, Jana Wargers und Christian Ahlmann, umso enttäuschter. Beide kamen mit je einen sehr leichten Fehler aus dem Parcours.
„Scheiße“, brachte Christian Ahlmann seine Gefühlslage dann auch kurz und knackig auf den Punkt. In der Team-Wertung liegt die deutsche Mannschaft derzeit mit 11,76 Punkten in Medailleinreichweite auf Rang drei hinter den starken Schweden mit lediglich 3,69 Punkten auf dem Konto und dem Team der Franzosen mit 5,44 Punkten. Team Germany war zwar zwischenzeitlich sogar auf Rang sieben zurück gefallen, konnte aber wieder ordentlich Boden auf Rang drei am Ende gut machen.
Marcus Ehning und Stargold mussten früh, als Dritte insgesamt und als Erste für Team Deutschland in den Parcours. Diesmal blieben alle Stangen in den Auflagen und es wurde eine fehlerfreie Runde für die Mannschaft. Trotzdem war der Perfektionist mit sich nicht hundertprozentig zufrieden:
„Das Glück, was ich gestern nicht hatte, hatte ich heute. Ich konnte leider keinen Reiter vorher gucken. Dementsprechend bin ich auch ein wenig komisch geritten. Zu eins und zwei hatte ich eine super schöne Distanz, aber im letzten Moment dachte Stargold auf einmal, er wäre noch im Zeitspringen und ging nach rechts, und dann wurde es verdammt breit. Dann dachten wir, dass die sieben Galoppsprünge nach der gelben Kombination sehr eng werden, da habe ich dann so lange gezogen, bis ich acht Galoppsprünge hatte. Aber da ist er dann trotzdem gesprungen. Das ist eben das Schöne an ihm, dass er sowas von flexibel ist.“
Jana Wagers kam am Tag zwei der WM mit einem leichten Netzroller aus dem Parcours: „Natürlich ist eine kleine Enttäuschung gerade da. Es war eigentlich eine super Runde und ich bin auch gut zufrieden, aber am Ende geht es ein bisschen auf meine Kappe, weil ich ihn so ein wenig nach links habe fallen lassen. Die Stange hätte auch liegen bleiben können. Es war jetzt wirklich sehr unglücklich. Aber die vier steht da und das ist schon so ein kleiner Moment, wo man dann ein bisschen geknickt ist. Vielleicht hätte ich ihn auch ein bisschen mehr unterstützen können, etwas mehr gerade halten können. Ich habe vielleicht auch schon an die Wendung zu dem Oxer danach gedacht, weil ich da etwas auf die Außenbahn wollte. Da habe ich ihn möglicherweise einen Moment etwas alleine gelassen, und so kam der Fehler zustande.“
Grund zur Freude hatte dagegen André Thieme als dritter Starter für Team Deutschland: „Die Steine sind alle weg. Man kann sich vorstellen, wie wichtig diese Null-Fehlerrunde heute war. Wenn man weiß, dass zu Hause alle gucken, und man muss bestätigen, warum man nominiert wurde und dann hat man einen doofen Fehler. Und dann bin ich auch noch zu vorsichtig geritten Ich war gestern das erste Mal im Leben Streichergebnis. Und das auf einer Weltmeisterschaft. Das hat sich echt doof angefühlt, ich hatte wirklich mit mir zu kämpfen. Aber Chakaria ist ein Kämpfer und ich bin auch ein Kämpfer und diese Nullrunde war für uns schon sehr wichtig. Nicht nur für das Team, auch für mich selber. Chakaria ist eine, die sich steigert in so einem Event, und das haben wir natürlich auch gehofft und sie hat geliefert, auf sie ist Verlass – und auf mich auch ein bisschen, wie es aussieht“, lachte Thieme mit einem Augenzwinkern.
D er Europameisterhat zur Unterstützung seinen Freund und Mecklenburger Kollegen Heiko Schmidt dabei: „Der kennt mich und das Pferd seit Jahren. Das war schon bei der Euro zu merken, dass es selbst mir, der sonst immer alleine herum tingelt, Sicherheit gibt. Wenn da jemand ist, der sagt, komm ruhig noch mal, oder keinen Oxer mehr. Wenn einer das Pferd wirklich kennt und dir so ganz klar zu verstehen gibt, dass alles gut ist, ist das eine sehr große Hilfe.“
Christian Ahlmann brachte seine Gefühlslage nach seinem Ritt und einem leichten Abwurf mit Dominator 2000 Z knapp und auf den Punkt: „Scheiße. In der Distanz zur Dreifachen war ich etwas dicht. Im Nachhinein hätte ich das wohl etwas anders machen müssen.“ Lang sei der Parcours gewesen und ziemlich kraftraubend, zwar fair gebaut, aber doch reell schwer.
Bundestrainer Otto Becker war mit der Leistung seiner Mannschaft alles in allem zufrieden: „Das war eine super Team-Leistung bisher. Das wird morgen spannend bis zum letzten Ritt bleiben.“
In der Einzelwertung liegt Marcus Ehning als bester Deutscher derzeit nach zwei Runden von fünf auf Rang neun. Die Führung hat der Franzose Julien Epaillard vor Scott Brash und Peder Fredricson.
Am Freitag geht es im Nationenpreis in die zweite und entscheidende letzte Runde: ab 21 Uhr unter Flutlicht! Auch hier gibt es wieder die Live-Übertragung bei https://watch.clipmyhorse.tv/WC_Springreiterde
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