Nach seinem spektakulären Sieg beim CHIO Aachen mit Ben 431 wird Gerrit Nieberg als Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping beim CSIO Spruce Meadows ‚Masters‘ (7. bis 11. September) mit dabei sein. Das Duo wird die Reise über den Atlantik zu diesem berühmten Austragungsort zum ersten Mal antreten und möchte die Dynamik des Sieges vom CHIO Aachen mitnehmen, um als neuer Sieger des Rolex Grand Slam of Show Jumping hervorzugehen. Mit Rolex hat Gerrit Nieberg über das kommende Abenteuer, über Erfolg, seinen „Superstar“ Ben und den einen ganz wichtigen Ratschlag gesprochen:
Wie fühlt es sich an, Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sein?
Es ist ein echtes Privileg, Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu sein. Das war schon immer ein Traum von mir und ich habe immer zu den anderen Reitern aufgeschaut, die das geschafft haben. Nach meinem Sieg beim Rolex Grand Prix in Aachen hat es etwa eine Woche gedauert, bis ich begriffen habe, dass ich tatsächlich der Anwärter bin!
Wie sehen Ihre Ziele, Träume und Ambitionen für 2022 aus?
Ich würde gerne mit den Rolex Grand Slam Turnieren in Spruce Meadows und dann in Genf weitermachen. Das hatte ich ursprünglich nicht geplant, weil ich aufgrund meines früheren Weltranglistenplatzes nicht an diesen Turnieren hätte teilnehmen können. Aber jetzt, wo ich die Chance habe, bei diesen Turnieren zu starten, will ich mein Bestes geben und alles tun, um diese Entwicklung beizubehalten.
Wann hat Ihre Liebe zum Springreiten begonnen und wer hat Sie im Laufe Ihrer Karriere am stärksten inspiriert?
Ich habe erst mit 13 Jahren angefangen zu reiten. Davor habe ich mich mehr für andere Sportarten wie Fußball interessiert. Allerdings bin ich durch meine Eltern mit Pferden aufgewachsen, so dass ich immer mit Pferden zu tun hatte. Und eines Tages habe ich beschlossen, es einfach mal auszuprobieren.
Meine Liebe zum Springreiten hat sich dann schnell eingestellt, eine Woche nachdem ich mit dem Reiten begonnen hatte, war es für mich beschlossene Sache, dass ich ein professioneller Springreiter werden wollte. Von diesem Moment an habe ich jeden Tag hart gearbeitet und trainiert, um diesen Traum zu verwirklichen.
Als ich jung war, war mein Vater die Person, die mich am meisten inspiriert hat, weil er so viel Erfahrung und Erfolg hatte. Ich habe immer davon geträumt, so gut zu sein wie er – und vielleicht eines Tages sogar noch ein bisschen besser! Ich schaue immer noch sehr zu ihm auf, wenn es darum geht, wer er ist und wie viel er jeden Tag arbeitet. Obwohl er nicht mehr an Turnieren teilnimmt, sitzt er immer noch jeden Tag zu Hause auf dem Pferd. Seine Motivation und Unterstützung bei allem, was ich tue, ist einfach toll und sehr inspirierend.
Erzählen Sie uns ein wenig über Ben 431. Wie ist sein Charakter? Wie ging es ihm nach dem CHIO Aachen?
Ich muss zugeben, dass Ben 431 wirklich übermotiviert ist. Es kann manchmal ziemlich schwierig sein, ihn zu handeln und ruhig zu halten, aber das ist auch etwas sehr Positives, denn es bedeutet, dass er immer für einen kämpft und versucht, immer sein Bestes zu geben. Er ist unermüdlich. Zum Beispiel war er nach drei Umläufen beim CHIO Aachen nicht müde und hätte noch ein oder zwei mehr gehen können. Nach dem Sieg in Aachen hat er auch verstanden, dass er etwas Besonderes geleistet hat. Es gab viele Pressetermine, so dass er viel Aufmerksamkeit bekommen hat – sogar mehr als vorher. Jetzt schaut er ständig aus seinem Fenster, um noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, und ich glaube, er fühlt sich ein bisschen wie ein Superstar!
Welche Leckerlis mag Ben 431, wenn er erfolgreich ist?
Äpfel von den Bäumen am Stall!
Mit welchen Pferden werden Sie beim Spruce Meadows ‘Masters’ antreten, und wen haben Sie für das CP ‘International’, presented by Rolex ausgewählt?
Ich werde mit Ben 431 und Blues d’Aveline antreten, der auch beim CHIO Aachen am Start war und in Hamburg platziert war. Ben wird auf jeden Fall mein Partner beim CP ‚International‘, presented by Rolex sein.
Ist Ben 431 ein guter Reisender auf langen Strecken?
Bisher ist er einmal im Jahr nach Doha geflogen und hatte damit eigentlich keine Probleme. Alles verlief reibungslos und unkompliziert, so dass es auf dem Weg nach Calgary keine Probleme geben dürfte.
Erzählen Sie uns mehr über die Pferde in Ihrem Stall und deren Charakter … Auf welches Ihrer Nachwuchspferde freuen Sie sich am meisten?
Es gibt viele aufregende junge Pferde, aber es ist immer schwer zu sagen, wer den Übergang in den anspruchsvolleren Teil des Sports am besten meistern wird. Ich würde sagen, dass ich besonders von Amigo 1841 begeistert bin, er jetzt neun Jahre alt ist. Ich hoffe wirklich, dass er den Schritt auf das nächste Niveau schafft.
Wie wichtig ist Ihr Team für Sie – Ihr Pfleger, Ihr Hufschmied, Ihr Coach, Ihr Tierarzt, die Besitzer?
Mein Team ist ungemein wichtig. Es geht ja nicht nur um Ben und mich. Wir sind zwar 80 Sekunden lang gemeinsam im Parcours unterwegs, aber es gibt so viel Arbeit, die hinter den Kulissen abläuft. Das gesamte Team spielt eine Schlüsselrolle dabei, dass wir in diesen 80 Sekunden im Parcours Erfolg haben. Oft wird nur über den Reiter und das Pferd gesprochen, aber drum herum gibt es noch so viele mehr. Alle anderen sind genauso wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger. Sie sind die wahren stillen Helden.
Gut Berl scheint ein echter Familienbetrieb zu sein. Erzählen Sie uns ein wenig darüber?
Gut Berl wird von Hendrik Snoek, dem ehemaligen deutschen Springreiter, geleitet, und wir arbeiten dort alle für ihn. Auch wenn das Gut Hendrik gehört, so ist es doch auch ein Familienbetrieb. Wir haben eine wirklich gute Partnerschaft und Beziehung, worüber ich sehr froh bin. Außerdem ist es toll, die Chance zu haben, diese Art von Pferden zu haben und an großen Turnieren teilnehmen zu können.
Hendrik ist der Stallbesitzer und der Eigentümer der meisten meiner Pferde. Pferde wie Ben gehören jedoch zu halben Teilen Hendrik und meinem Vater. Im Stall stehen noch einige andere Pferde, die mehrere Besitzer haben.
Was motiviert Sie und macht Sie so erfolgshungrig?
Ganz einfach: es ist der Erfolg, der mich motiviert! Es ist wichtig, ein Ziel zu haben. Ich liebe das Reiten, aber ich weiß nicht, ob ich es ohne den Wettkampf-Aspekt, die Turniere und etwas, auf das ich hinarbeiten kann, tun könnte. Veranstaltungen wie Aachen sind das, worauf ich jeden Tag hinarbeite, und die Möglichkeit, dort anzutreten, motiviert mich ungemein. Ich arbeite so hart wie eh und je daran, weitere Momente wie diesen genießen zu können.
Werden Sie durch Initiativen wie den Rolex Grand Slam noch mehr motiviert, zu gewinnen?
Natürlich. Der Rolex Grand Slam ist so traditionell und einzigartig. In unserem Sport gibt es jedes Jahr so viele Turniere, der Rolex Grand Slam ist definitiv ein Highlight, da er aus vier der besten Events überhaupt besteht. Jeder würde gerne einmal bei einem der Turniere des Rolex Grand Slam gewinnen. Er gilt unter uns Reitern und innerhalb des Sports als eine wirklich wichtige Initiative.
Ebenso wie Tennis und Golf hat auch das Springreiten seinen eigenen Grand Slam. Welche der anderen großen Sportveranstaltungen sehen Sie sich gerne an? Welche gefällt Ihnen am besten und warum?
Leider habe ich nicht die Zeit, allzu viele andere Sportarten anzuschauen, aber wenn, dann schaue ich sehr gerne Tennis. Mein Lieblingsspieler ist Roger Federer.
Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?
Dass man immer an sich selbst glauben soll. Dieser Ratschlag ist so wichtig für die eigene mentale Einstellung – insbesondere für das Selbstvertrauen und wie man generell über alles denkt. Ebenso sollte man auch immer an seine Pferde glauben. Außerdem ist es wichtig, so viele verschiedene Pferde wie möglich zu reiten. Das ist der beste Weg, um reiten zu lernen, Erfahrungen zu sammeln und ein Verständnis für die Pferde zu entwickeln.