Bereits zum sechsten Mal werden in diesem Jahr Deutsche Amateur-Meisterschaften ausgetragen, zum dritten Mal werden auch die Amateur-Champions auf M-Niveau ermittelt. Zum dritten Mal in Folge ist das Westfälische Pferdezentrum in Münster-Handorf Ausrichter. Das Teilnehmerfeld in Münster war so bunt wie immer. Ob Architektin oder Augenoptikerin, Bürokaufmann oder Diensthundeführerin bei der Polizei, Grundschullehrerin, Immobilienkaufmann oder Schmied, Zahntechniker oder Zeitsoldatin, ob 26 Jahre oder 66 – in jeder Berufssparte und in jedem Alter finden sich pferdebegeisterte Menschen, die neben ihrem Beruf in den Sattel steigen und erfolgreich bis zur mittleren und schweren Klasse auf Turnieren starten. Für sie sind die Laub Immobiliengruppe Deutsche Amateur-Meisterschaften und die Deutschen Amateur-Championate gedacht. Insgesamt wurden fünf Titel vergeben. Neue Deutsche Amateur-Meister sind Nadine Hunzelar (Springen), Franziska Voskötter (Dressur) und Caro Hoffrichter (Vielseitigkeit). Die neuen Amateur-Champions heißen Jessica Lane (Dressur) und Lisa Oppermann (Springen). Gold in den Länderwertungen gingen an die Landesverbände Hessen (DAC) und Rheinland (DAM). Das Fazit von Titelsponsor Malte Laub von der Laub Immobiliengruppe fiel kurz und präzise aus: „Grandioser Sport, tolle Bedingungen, tolles Wetter, zufriedene Gesichter, zufriedene Reiter – da kann man nur zufrieden sein.“
Noch einmal richtig spannend wurde es im Finale des Deutschen Amateur-Championats Springen. Superschnell und fehlerfrei waren in der Siegerrunde Lisa Kleine Lamping und ihr kleiner Rappe Quite Dynamic, denen damit der Sieg nicht zu nehmen war. Allerdings konnten die beiden ihren Titel von 2020 nicht verteidigen – in der zweiten Wertungsprüfung am Samstag hatte sich ein Fehler eingeschlichen. Die schwarz-rot-goldene Schärpe ging daher an Lisa Oppermann aus dem hessischen Gückingen. Die Garten- und Landschaftsarchitektin, Ehefrau von Springreiter Jörg Oppermann, hatte die zweite Wertungsprüfung für sich entschieden und wurde Dritte im Finale. „Ich bin das erste Mal hier dabei. Das war sehr aufregend. Ich hatte es erst gar nicht so auf dem Schirm, dass es die Meisterschaften gibt. Dann wurde ich angeschrieben, dass ich hier teilnehmen darf. Da haben wir uns natürlich sehr gefreut und uns darauf vorbereitet. Dann startet man mal so und das hat alles super geklappt“, sagte sie. Ihr Pferd Dame Noir, eine Hannoveraner Stute (v. Diamant de Semilly – Quidam de Revel) hatte ihr Vater als Fohlen gekauft. „Ich habe sie fünfjährig nach meiner Elternzeit angefangen zu reiten und jetzt haben wir uns hierher gearbeitet. Es ist ein ganz tolles Pferd“, schwärmte sie. Verstärkung in Münster erhielt die 33-Jährige durch ihre Mutter Bettina Eufinger. Diese hatte sich für die Deutschen Amateur-Meisterschaften qualifiziert, am Ende aber den Einzug ins sonntägliche Finale um einen Platz verpasst.
Die weiteren Medaillen blieben in Westfalen. Silber gewann die 42-jährige Architektin Alexandra Tebbe aus Ibbenbüren mit der Hannoveraner Stakkato-Tochter Skala ST, auf dem Bronzerang landete der 32-jährige Gebietsverkaufsleiter Kai Henrik Settertobulte aus Delbrück mit dem westfälischen Schimmelwallach Comet (v. Contendro I).
Die finale Wertungsprüfung der Deutschen Amateur-Meisterschaften Springen bildeten den Abschluss und Höhepunkt der Veranstaltung. Der Sieg in der Springprüfung Klasse S* mit Siegerrunde ging an Fabian Legros aus Barsinghausen. Als letzter Starter unterbot der 33-jährige Bauingenieur noch einmal die Zeit aller vorangegangenen Nullrunden, für den Gesamtsieg reichte es allerdings nicht ganz. Wie vor zwei Jahren bei den Deutschen Amateur-Championaten gewann Legros die Silbermedaille. Seine OS-Schimmelstute Catelaya (v. Clarimo) hat er seit sie zweieinhalb ist, zunächst saß seine Schwester Nadine Legros im Sattel – Deutsche Amateur-Meisterin 2021. „Ende sechsjährig hat sie sie mir überlassen, weil ich da kein Pferd hatte. Seitdem haben wir uns kontinuierlich gesteigert und konnten in diesem Jahr sogar unser erstes S**-Springen gewinnen“, sagte der Vizemeister.
Neue Amateur-Meisterin ist die gelernte Steuerfachgehilfin Nadja Hunzelar aus Keppeln im Rheinland. Sie führte die Zwischenwertung an, musste in der Siegerrunde am Sonntag allerdings drei Abwürfe hinnehmen und wurde dort Achte. „Ich habe, ehrlich gesagt, nicht mehr damit gerechnet. Aber er hat toll gekämpft die drei Tage und es hat ja nun doch gereicht“, sagte sie. Für die 29-Jährige sind es bereits die dritten Amateur-Meisterschaften. „Letztes Jahr hatte ich Babypause und in diesem Jahr wollte ich wieder bis hierher kommen, das war das Saisonziel und das habe ich geschafft“, sagte sie. Ihr Pferd ist der zwölfjährige Westfale Quixx, den sie sechsjährig angeritten bekommen hat und mit dem sie mittlerweile elf S-Siege verzeichnen kann. „Ich finde es ein schöne Veranstaltung, ich mag es neue Leute kennenzulernen. Ich finde es toll, wenn auf dem Abreiteplatz einer auf schwäbisch „Steilsprung frei ruft, oder jemand ‚Moin, moin‘ sagt“, sagte sie.
Die Bronzemedaille ging an Markus Lahm aus Monsheim in Rheinland-Pfalz mit der neunjährigen Holsteiner Catoo-Tochter Cahla. Zwar war sein Bruder Carsten Lahm der Schnellere und Bessere im finalen Springen – Platz zwei, in der Endabrechung aber am Ende hatte der Ältere die Nase vorn. Beide waren als Junioren im Springsport erfolgreich, haben danach pausiert und sind erst seit einigen Jahren wieder im Sattel unterwegs. Die DAM 2022 war ihr erster Start in Münster. „Karrieremäßig ist das bei uns ein bisschen ausgelaufen, als wir die 21 Jahre überschritten hatten. Ich habe zwar während des Studiums immer mal junge Pferd geritten, war auch mal auf den Bundechampionaten, aber danach bin ich zwölf Jahre gar nicht geritten, war auch nicht auf Turnieren. Vor vier Jahren habe ich dann wieder angefangen – ganz von vorne, mit null Ranglistenpunkten. Meine Stute Cahla habe ich Ende fünfjährig beim Züchter gekauft und über Springpferdeprüfungen aufgebaut. So hat das wieder langsam Fahrt aufgenommen“, berichtete er. Den Grundstock für die Bronzemedaille legte Lahm mit einem Sieg in der zweiten Wertungsprüfung. „Ich bin da mit ein bisschen Wut reingeritten. Ich hatte am ersten Tag einen unnötigen Fehler, den ich mir ankreiden musste, und war 23ster und damit von der reellen Chance auf eine Medaille weit entfernt. Ich hatte also nichts zu verlieren. Ich dachte, entweder es klappt – oder wir haben eben unseren Spaß gehabt.“
Veranstalter Malte Laub war am Ende mehr als zufrieden: „Ich habe mit vielen Kolleginnen und Kollegen gesprochen. Wir fühlen uns hier sehr gut aufgehoben und dem Anlass entsprechend betreut. Es fällt es auf, dass die DAM immer mehr im Gespräch, und die Menschen landauf, landab immer mehr interessiert und motiviert sind, hier zu reiten. Die Begeisterung für die Meisterschaft steigt zunehmend. Sie war sicher in den letzten Jahren schon da, aber es wird breiter. Die Leute wollen hier reiten, es ist ein Jahresziel, das sich etabliert hat“
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