Die vergangenen elf Jahre waren geprägt von seinem nie nachlassenden Kampfeswillen, sich so viel wie möglich von seinem Leben zurückzuholen, nachdem ärztliche Fehlverhalten ihn hinterrücks zu Boden geworfen hatte. Jetzt ist der Kampf zu Ende, Prof. h.c. Dr. Peter Danckert aus Neubeeren vor den Toren Berlins ist im Alter von 82 Jahren gestorben.
Der langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Sportausschusses hatte nach der Wende, im September 1990, den Förderverein für den Reit- und Fahrsport in Berlin-Brandenburg gegründet und dann mit Kraft und viel menschlichem Gespür Ost und West, Berlin und Brandenburg zum Landesverband Berlin-Brandenburg in der FN zusammengeführt. Von 1999 bis 2012 stand er selbst als Präsident an der Spitze dieses Pferdesportverbandes und wurde anschließend für seine Verdienste zum Ehrenpräsidenten.
Aber da hatte das Schicksal in Form einer missglückten Operation schon zugeschlagen.
Im Februar 2011 war ihm plötzlich die Sprache bei einer Rede vor dem Bundestag entglitten, die Worte kamen nicht so heraus, wie er sie sagen wollte. Die erste Diagnose ging von einem leichten Schlaganfall aus. Knapp vier Wochen später ging er in die Berliner Charité. Die Diagnose lautete auf Kalkablagerungen, die eine Hirnaterie verengten. Schon am nächsten Morgen wurde er, für ihn selbst überraschend, zur Operation geholt: Die Ärzte wollten ihm einen Hirnstent einsetzen, um die Verengung der Arterie zu beheben. Was sich so vielversprechend anhörte, wurde zum Menetekel. Denn diese Stents aus Schweizer Produktion waren wegen des hohen Risikos nicht einmal in den eigentlich risikobereiten USA zugelassen.
Der großgewachsene, kräftige Patient wird nach dieser OP zum Pflegefall, sitzt im Rollstuhl, hat große Probleme mit der Sprache. Als er in der anschließenden Reha irgendwann zum ersten Mal aufstehen kann, hat er nach eigener Erzählung geweint. Aber er nimmt den Kampf auf, versteckt sich nicht, zwingt sich selbst aus dem Rollstuhl.
Peter Danckert war von Hause aus Rechtsanwalt, hatte in Berlin, Köln und München studiert. Zu seinen Klienten gehörten so grundverschiedene Menschen wie die Tennis-Spielerin Steffi Graf und der DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski. Durch seine Ehefrau Magdalena kam er zum Pferdesport und erwarb 1994 das ehemalige Stadtgut Neubeeren südlich von Berlin, das er zu einer der führenden Reitsportanlagen der Region ausbaute. Von 2000 bis 2011 war Neubeeren Austragungsort des internationalen Jugendturniers „Young Neighbours‘ Meeting.
Erst 2014, drei Jahre nach der folgenschweren Operation, entscheidet sich Peter Danckert, in eigener Sache aktiv zu werden und verklagt die Charité und sieben Ärzte. Sein Anwalt ist ein Spezialist für Arzthaftungsrecht, Frank Albert Sievers. Der Anwaltskollege aus Hannover nennt den Eingriff „einen rechtswidrigen medizinischen Eingriff ohne wirksame Aufklärung“. Als im Jahre 2015 die Charité einen Vergleich mit ungewöhnlich hohem Schmerzensgeld anbietet, stimmt Peter Danckert zu, um sich und seiner Familie einen langen Rechtsstreit zu ersparen.
Trotz aller Fortschritte blieb Peter Danckert ein Gezeichneter. Aber wenigstens wurden seine Verdienste, die er sich als Abgeordneter, vor allem aber als Vereiniger in Berlin und Brandenburg erworben hatte, gewürdigt: Die FN zeichnete ihn 2012 mit dem Reiterkreuz in Silber aus, der Bundespräsident verlieh ihm am 1. April 2013 das Bundesverdienstkreuz am Bande.