Er ist ganz entspannt. Daniel Deusser, Live Contender auf den Rolex Grand Slam, freut sich auf den Rolex Grand Prix beim CHI Genf. Kein Wunder, zwei Majors, die Dutch Masters im März und den Rolex Grand Prix in Calgary im September, hat er in diesem Jahr schon gewonnen. Und er hat Lust auf einen weiteren Titel. Beim Rolex Round Table in Genf hat spring-reiter.de mit DoubleD über seine aktuelle Gefühlslage, Erfolgsdruck, und das Image des Reitsports gesprochen.
Daniel, wie geht es Dir so kurz vor dem Rolex Grand Prix?
„Ganz ehrlich, es geht mir sehr gut. Je dichter wir zum Grand Prix kommen, desto entspannter wird es tatsächlich. So die Wochen und Tage davor fängst Du an zu überlegen, was ist das beste Programm für das Pferd. Was kannst Du im Training vielleicht ändern oder verbessern. Aber jetzt, wo wir hier sind, kannst Du nichts mehr ändern. Du musst einfach sehen, wie sich das Pferd hier fühlt. Ich freue mich auf den Rolex Grand Prix an diesem Sonntag und versuche, mein Bestes zu geben.“
Welches Pferd hast Du für den Rolex Grand Prix ausgewählt?
„Ich habe mich für Scuderia 1918 Tobago Z entschieden. Beide Pferde sind die letzten Wochen sehr, sehr gut gesprungen. Beide haben schon einen oder sogar zwei Majors gewonnen und damit bewiesen, dass sie hier gewinnen können. Es ist natürlich eine schöne Situation, die Qual der Wahl zu haben. Ich habe mich hier in Genf für Tobago entschieden, nachdem ich beide hier gesprungen bin. Es ist eine etwas andere Atmosphäre hier, es ist sehr laut, und manche Pferde macht das etwas nervös. Killer Queen war hier etwas stark, mit viel Go nach vorne. Das kann im Grand Prix am Ende natürlich auch helfen. Aber ich gehe nach meinem Gefühl, und daher habe ich Tobago für den GP ausgewählt. Er ist gestern hier schon toll gesprungen, vielleicht noch etwas schüchtern. Aber nach zwei Tagen hat er sich an die Atmosphäre gewöhnt und wird hier gut springen.“
Du hast bisher ein unglaublich erfolgreiches Jahr hinter dir mit etlichen Grand Prix Siegen – schwebst Du auf Wolke sieben?
„Ich weiß nicht. Ich hatte wirklich ein sehr, sehr erfolgreiches Jahr, ich habe ein paar große Prüfungen gewonnen. Ich habe das Glück, zwei sehr, sehr gute Pferde zu haben. Killer Queen fühlt sich in großen Gras-Arenen wie Aachen und Calgary wohl und hat dort gewonnen, Tobago hat in ’s Hertogenbosch gewonnen, er fühlt sich in den Hallen sehr wohl. Er ist etwas rittiger als Killer Queen, etwas wendiger. Ich bin einfach in diesem Jahr in einer sehr guten Position mit zwei so guten und erfahrenen Pferden.“
Was sieht dein Turnier-Plan für 2023 vor?
„Ich werde versuchen, Tobago für die Dutch Masters vorzubereiten. Für Killer Queen gucke ich etwas mehr nach den Freiluft-Turnieren. Sie hat bewiesen, dass sie sich in großen Gras-Arenen wie Aachen und Calgary wohl fühlt und dort gut springt. Wenn sie fit und gesund bleibt, ist das noch mal unser Plan für nächstes Jahr. Ich werde sie nicht auf zu vielen Turnieren einsetzen, da sie sich in den großen Arenen sehr wohl fühlt. Jetzt in der Wintersaison habe ich schon einige Weltcup-Punkte. Die nächsten Wochen werde ich noch weitere Weltcup-Etappen reiten, um mir noch einige wichtige Punkte für das Finale in Omaha zu sichern. Für die Sommer-Saison habe ich noch nicht so viele Pläne“
Im Top-Ten-Finale in Genf warst Du nicht qualifiziert. Hat dich das frustriert und hattest Du trotzdem einen schönen Abend?
Daniel Deusser lacht: „Ja, klar. Ich wäre natürlich auch gerne geritten. In meinem Fall war das wirklich ärgerlich, ich war einmal kurz aus den Top-Ten raus und damit nicht qualifiziert. Aber so ist das Leben, zehn andere Reiter waren in diesem Moment einfach besser. Ich habe mir das Springen natürlich angesehen und als ich das Stechen sah, war ich ehrlich gesagt ganz froh, da nicht reiten zu müssen. Denn das sah schon sehr schnell aus. Es wäre schwer gewesen, dass zu schlagen. Aber natürlich hatte ich trotzdem einen schönen Abend. Es war eine fantastische Prüfung und wir hatten einen tollen Sieger mit Henrik. Er war in diesem Jahr mit diesem Pferd einfach mit Abstand der Beste und er hat es verdient, hier zu gewinnen.“
Als Rolex Grand Slam Live Contender stehst Du unter einem enormen Druck, immerhin winkt ein großer Bonus! Wie gehst du damit um?
„Ich versuche, nicht daran zu denken. Ja, klar besteht die Möglichkeit, den Grand Prix zu gewinnen, weil ich ein Pferd habe, das schon gewonnen hat. Und weil ich in den letzten zwei Jahren drei Major gewonnen habe. Auf der anderen Seite gehen hier die besten Reiter der Welt an den Start. 39 andere Reiter wollen und können ebenfalls gewinnen. Es muss im Parcours in diesen Minuten einfach alles stimmen. Und die Chance, Zweiter zu werden, ist ebenfalls sehr, sehr hoch. Ich versuche einfach, nicht daran zu denken und mich auf das Pferd zu konzentrieren. Dann sehe ich mir den Parcours an und denke daran, wie ich den Parcours normalerweise angehen würde. Und dann gucken wir mal, was am Ende dabei heraus kommt.“
Was ist so besonders beim CHI Genf? Und was ist anders als in Aachen?
„Natürlich ist es hier für mich anders als in Aachen. Wir sind ja gerade in der Hallen-Saison und das CHI Genf ist ein herausragendes Hallen-Turnier. Die Größe des Abreiteplatzes und des Parcours sind einmalig. Für mich, in meiner Heimat und in Aachen zu starten, ist natürlich etwas ganz, ganz Besonderes. Ich habe da Familie und viele Freunde um mich herum, hier in Genf ist das alles etwas weniger. Aber wie gesagt, für ein Hallen-Turnier ist das hier ein herausragendes Event. Und es ist natürlich auch schön zu sehen, dass die Zuschauer extra zu dieser speziellen Prüfung anreisen.“
Sean Lynch ist seit acht Jahren Dein Groom. Wie wichtig ist ein guter Groom für Deine Karriere?
„Die Grooms sind natürlich mit die wichtigsten Personen in unserem sportlichen Leben. Ohne sie könnten wir den Job so nicht machen. Meiner Meinung nach haben sie einen sehr schwierigen Job. Sie leben mit den Pferden 24 Studen am Tag. Sie reisen mit den Pferden sieben Tage die Woche. Ein guter Groom ist für den Reitern von großem Vorteil. Wenn Du einfach weißt, dass es deinen Pferden gut geht, wenn Du dich nicht um irgendwelche Dinge im Stall sorgen musst, bevor die Pferde zum Arbeitsplatz kommen. Es spart einfach so viel Zeit, gibt dir Vertrauen und du kannst dich voll auf deine Prüfung konzentrieren. Das macht am Ende einen großen Unterschied.“
Welchen wichtigen Rat würdest Nachwuchsreitern geben?
„All allererstes musst Du viel Geduld mitbringen. Du musst dich immer hinterfragen, was Du im Umgang mit dem Tier vielleicht besser machen kannst. Jedes Pferd ist anders. Was für das eine gute funktioniert, mag für ein anderes Pferd nicht richtig sein. Mit den Jahren bekommt man da schon viel Erfahrung. Natürlich ist es für junge Reiter manchmal frustrierend. Du hast ein Ziel, das du erreichen möchtest. Und manchmal geht dir das vielleicht alles nicht schnell genug. Ich hatte die gleichen Probleme, als ich jünger war. Später versteht man dann besser, dass man Geduld braucht. Man muss am Ende ein gutes Team mit dem Partner Pferd sein, sich richtig gut kennen. Und das kommt nicht über Nacht. Gerade mit den sehr talentierten Pferden kann es mal etwas länger dauern. Der besten Ratgeber sind Zeit und Geduld – das zahlt sich am Ende aus. Manchmal muss man vielleicht auch mal einen Schritt zurück gehen und wieder von Anfang an beginnen. Darüber muss man dann auch nicht frustriert sein. Das sind Erfahrung die man macht und durch die man immer besser wird.“
Wie können wir das Image des Pferdesports verbessern?
„Tatsächlich lasse ich die schlechten Nachrichten in unserem Sport gar nicht so dicht an mich heran. Wenn ich sehe, wie die Leute Fotos von Pferden machen, die vielleicht für einen Moment zu tief oder zu eng eingestellt sind, dann sind das Moment-Aufnahmen und spiegeln nicht unseren Sport wieder. Ich finde, wir sollten viel mehr die schönen Momente zeigen, erklären, wie eindrucksvoll es ist, was die Pferde hier im Parcours für uns leisten. Die Pferde, die Majors gewinnen, die lieben diesen Sport, die wollen schnell im Stechen sein, die lieben den Wettkampf. Oft reagieren sie schon, bevor der Reiter einen Impuls z.B. zu einer Rechts- oder Linkswendung gegeben hat, weil sie lernen und mitdenken. Das zu erleben, was die Tiere von uns lernen und für uns machen, das ist wirklich beeindruckend. Und das geht auch nicht mit Gewalt. Die Pferde wollen lernen, und sie lieben es, im Parcours zu springen, vor einem großen Publikum wie in Genf zu performen. Das der Öffentlichkeit zu zeigen, ist wirklich wichtig“
Der Turnier-Kalender ist so voll. Du gewinnst gerade die ganzen Majors. Wie planst Du deine Pferde für welches Turnier ein?
„Ich mache mir definitiv einen Plan um die Majors herum. Natürlich brauchst du, wenn du zum Beispiel in großen Gras-Arenen startest, auch ein Pferd, das sich in dieser Atmosphäre wohl fühlt. Mit den Jahren bekommst du auch so ein Gefühl dafür, wo dein Pferd am besten springt, wo es am besten seine Leistung abrufen kann. Ob im kleinen Hallen-Parcours oder in großen Stadien. Mit dieser Erfahrung plane ich die Turnier-Einsätze. Killer Queen fühlt sich, wie gesagt, sehr wohl in großen Gras-Arenen, daher plane ich mit ihr auch Starts in Aachen und in Calgary. Und dazwischen setze ich die anderen Pferde des Stalls ein. Auch hier entscheide ich, welches Pferd fühlt sich wo am wohlsten, und plane danach.“
Der Rolex Grand Prix startet an diesem Sonntag um 14.30 Uhr, kostenloser Livestream via www.rolexgrandslam.com
Rolex Facts:
- Rolex’s unwavering commitment to equestrianism, now totals 65 years
- Rolex has been the presenting partner of CHI Geneva since 1996
- Launched in 2013, and supported by Rolex from the outset, the Rolex Grand Slam of Show Jumpingrewards the outstanding rider who wins three consecutive Majors at four of the world’s most historic shows – The Dutch Masters, CSIO Spruce Meadows ‘Masters’ Tournament, CHIO Aachen and CHI Geneva
- Rolex has been the Title Sponsor of the Rolex IJRC Top 10 Final since its inception in 2001
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