Andre Thieme: „Es war ein gutes Jahr, abgesehen von der einen Sache.“

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Es war sein letztes Turnier in 2022: Für André Thieme endete das sportliche Jahr nach zwei lupenreinen Runden mit seiner Erfolgspartnerin DSP Chakaria und Platz neun im Rolex Grand Prix von Genf. Ein schönes und versöhnliches Ende nach einer langen Turnier-Saison für den amtierenden Europameister. Auch wenn er nach seinem Ritt etwas mit sich hadert. „Ich hatte heute im Stechen nicht so das Messer zwischen den Zähnen. Chakaria ist normalerweise viel schneller, nur ihr Reiter war es diesmal nicht. Vielleicht habe ich auch schon zu sehr an einen guten Jahresabschluss gedacht“, fasst Thieme seine Runde im Stechen gegenüber spring-reiter.de am Rande des Abreiteplatz in Genf zusammen.

Es war ein Jahr mit vielen Highlights und auch einem Tiefpunkt für den Nationenpreisreiter. Bereits Anfang des Jahres sammelte er Siege und vordere Platzierungen bei seiner jährlichen US-Tour in Ocala und Wellington. Mit Chakaria gewann er u.a. überlegen in Mannheim, sicherte sich den Grand Prix Sieg in Falsterbo, heimste mit der Mannschaft den Nationenpreis-Sieg in Sopot ein, wurde Zweiter im Großen Preis von Hamburg und gewann mit dem Team sensationell den Nationenpreis beim CHIO Aachen.

Und dann passierte das, womit niemand gerechnet hat, er am allerwenigsten: Der dreifache Derby-Sieger stürzt bei der WM in Herning im denkbar ungünstigsten Moment seiner Reiterkarriere vom Pferd. Mit einem Riesensatz hatte ihn seine Stute Chakaria aus dem Sattel katapultiert, an Sprung drei des für die Mannschaft entscheidenden Parcours. „Das ist der peinlichste Moment in meinem Leben“, brach es anschließend aus Thieme heraus. Ausgerechnet derjenige lieferte das Streichergebnis, der sein Ticket für die WM als Erster sicher in der Tasche hatte, an dessen Teilnahme der Springausschuss zu keiner Sekunde einen Zweifel hegte. Geschockt und selbstkritisch stellte er sich nach dem Sturz sofort den Medien. Wo andere sich verständlicherweise weggeduckt hätten, startete Thieme die Flucht nach vorn. Nahm sein Pferd in Schutz und alle Schuld auf sich. Auch das hat ihm viele Sympathien eingebracht.

Thieme ist authentisch, offen, trägt das Herz schon mal auf der Zunge. Und er ist ein Team-Player. Die Mannschaft steht für den passionierten Fußball-Spieler immer an erster Stelle. Das ist auch nicht selbstverständlich. Längst hat er wieder bestätigt, warum er den Titel des Europameisters trägt, hat er das Pech aus Herning vom Turnier-Jacket abgeschüttelt. Auf Bitten von Marcus Ehning schloss sich Thieme, trotz einiger Skepsis am Anfang, dem Team Valkenswaard United bei der Global Champions League an und trug am Ende entscheidend dazu bei, dass das Team beim Super Cup Finale in Prag Zweiter hinter den Miami Celtics wurde. Eine schönes Weihnachtsgeld gab es für die Platzierung inklusive.

„Es war ein gutes Jahr. Abgesehen von der einen Sache. Aber das hat mir keiner nachgetragen. Zumindest habe ich es nicht gehört“, resümiert André Thieme gegenüber spring-reiter.de. Jetzt bekommt seine Ausnahme-Stute DSP Chakaria erst einmal eine Pause. Mindestens bis März. Das hat sie sich verdient. Anfang des Jahres will der 47jährige mit anderen Pferde noch einmal beim CSI Neustadt Dosse an den Start gehen, bevor er wieder zu seiner jährlichen US-Tour aufbricht. Auch Chakaria fliegt mit über den großen Teich. „Aber in Amerika wird sie erst spät ins Turniergeschehen starten“, erzählt Thieme, der die Stute nur behutsam und gezielt einsetzen möchte. In Vorbereitung auf das eine ganz große und übergeordnete Ziel: Olympia 2024 in Paris.