Im Finale der Großen Tour, dem Großen Preis von Riesenbeck, zeigte wieder einmal Sophie Hinners, was in ihr steckt. Die 25jährige gewann das internationale CSI** Springen über einen 1,45 Meter hohen Parcours nach Stechen mit dem 12 Jahre alten Wallach Beryl de Pres (0/39.33). Zweiter wurde der Stallreiter von Ludger Beerbaum, Philipp Hartmann auf Cool Feeling (0/40.70). Den dritten Platz belegte Josch Löhden (0741.66) Elf der 40 Starterpaare waren nach einem anspruchsvollen Umlauf fehlerfrei geblieben.
Sophie Hinners gewann schon das Hauptspringen zum Turnierauftakt am Donnerstag, wurde am Freitag siebte im S-Springen der Großen Tour. Janne Friederike Meyer-Zimmermann war am Donnerstag siebte, am Final-Samstag belegte sie im Großen Preis auf der elfjährigen Stute Cornela nach dem Stechen Platz vier.
Die beiden Reiterinnen Sophie Hinners und Janne Friederike Meyer-Zimmermann verbindet mehr als der jeweils blonde Pferdeschwanz. Beide stammen aus dem aus dem hohen Norden – Vierden in Niedersachsen und Hamburg – beide haben einen Mann/Lebensgefährten, der aus Süddeutschland kommt. Die Männer der beiden sind bekannt als Reiter und Pferdehändler (Richard Vogel/Sophie) und als ehemaliger Reiter und Pferdehändler (Christoph Zimmermann/Janne). Beide Herren werden in ihrem Tun unterstützt durch ihre äußerst erfolgreichen Partnerinnen im Springsattel.
Die 42 jährige Janne-Friederike Meyer-Zimmermann kann bereits auf eine glanzvolle internationale Karriere zurückblicken: Mannschafts-Gold bei den Weltreiterspielen (2010) und den Europameisterschaften 2011, Deutsche Meisterin bei den Damen 2006 – und der höchst prestigeträchtige Sieg im Großen Preis von Aachen 2011.
Sophie Hinners ist erst 25 Jahre alt. Sie wird seit einiger Zeit von der kompletten Riege der internationalen Spitzenreiterei als größtes Talent gepriesen, stets mit dem anerkennenden Zusatz: „sehr fleißig, äußerst nett, zurückhaltend und geerdet“. Ihr Förderer und Mitbesitzer einiger Pferde, der Niederländer Emile Hendrix, freut sich: „Mit Sophie habe ich richtig Glück gehabt.“ Ihre bisher wichtigsten Erfolge sind Siege bei EEF-Nationenpreisen mit dem Team, der zweite Platz beim German Masters in Stuttgart 2022.
Zwischen zwei Springprüfungen in Riesenbeck finden die Reiterinnen Zeit für ein Gespräch.
Sophie: Was können Sie von Janne-Friederike lernen oder abschauen?
Sophie: Vielleicht, dass man als Frau auch dieselben Chancen hat und im Sport erfolgreich sein kann. Und dass dabei Familie und Springsport bis hin zur Weltspitze Hand in Hand gehen können. Janne hat nach der Geburt ihres Sohnes wieder schnell Anschluss gefunden und ist ein sehr gutes Beispiel auch für Frauen in meinem Alter, die irgendwann ja auch mal eine Familie gründen und weiterhin den Spitzen-Reitsport ausüben wollen.
Janne-Friederike: Was würden Sie Sophie hinsichtlich ihrer weiteren Karriere empfehlen?
Janne: Ich glaube, dass sie auf dem richtigen Weg ist. Sie zeigt konstant gute Runden mit unterschiedlichen Pferden. Um dies weiterzuführen, braucht sie keine Tipps von mir. Das Einzige, was ich ihr sagen möchte ist, dass es immer auf und ab geht im Leben wie im Sport. Sollte es so weit kommen, soll sie so weitermachen und geduldig sein. Ich bin davon überzeugt: Sophie macht ihren Weg.
Sie starten an diesem Wochenende hier in Riesenbeck. Sie beide waren beide bereits öfter hier zu Gast. Warum haben Sie dieses Turnier ausgesucht?
Janne: Weil die Bedingungen hier sehr gut sind. Wir haben zwei Hengste dabei, die im Deckeinsatz sind. Da brauche ich solide Boxen, die hoch genug sind. Ein anderes Pferd von mir ist etwas ängstlich auf dem Abreiteplatz. Deshalb schätze ich die Plätze draußen. Ich habe auch keine Sorge, dass die Pferde nicht zur Ruhe kommen. Es ist hier alles durchdacht.
Sophie: Ich habe dieses Turnier, bei dem ich immer super gern reite, als Vorbereitung für Neumünster ausgewählt. Dort findet das Finale der Riders Tour statt. Janne führt, ich rangiere an zweiter Stelle. Die ersten drei Platzierten gewinnen jeweils an Auto. Es wäre toll, wenn wir beiden dabei wären.
Gibt es in Ihrem Jahreskalender 2023 ein Turnier, bei dem Sie unbedingt teilnehmen wollen?
Janne: Ja. Bei unserem eigenen Turnier im Hof Waterkant, wo wir natürlich auch am Start sein werden. Ansonsten habe ich mehrere Ziele. Das Weltcupfinale in Omaha, dann freue ich mich jedes Jahr auf Hamburg und auf das CHIO Aachen.
Sophie: Mein größtes Ziel ist, wieder beim CHIO in Aachen reiten zu können. Ich durfte 2021 schon einmal in der Großen Tour starten. Aachen ist das Lieblingsturnier von fast allen Reitern. Wenn unser Stall mit Richie, David (Richard Vogel, David Will) und mir dabei wären, dann wäre das super.
Sie beide sind seit einiger Zeit professionell im Geschäft, haben Pferde ausgebildet und erfolgreich vorgestellt, die dann verkauft worden sind. Wie gehen Sie damit emotional um? Wird es leichter, je mehr Pferde denn Stall verlassen?
Janne: Wir leben davon, dass Pferde verkauft werden müssen. Man weiß das von vornherein. Wenn man ein Pferd behalten kann, weil man es selbst gezüchtet hat oder weil es einem schon von Jugend an gehört, dann ist das eher ein Einzelfall. Viele Besitzer oder Züchter vertrauen uns ihr Pferd an und geben es uns zur Vermarktung. Dann empfinde ich es als Privileg, ein gutes Pferd auszubilden und vorzustellen, um es dann in Topphände geben zu können. Das hat dann Vorrang und ich bin in der Verantwortung. Wenn ich das weiß, ist es in Ordnung. Aber natürlich ist es nicht leicht, ein Pferd abzugeben, mit dem man zusammengewachsen ist.
Sophie: Es ist bei keinem Pferd leicht, wenn es den Stall verlässt und man ihm hinterher trauert. Aber auf der anderen Seite bin ich damit aufgewachsen, das gehörte von klein auf dazu. So ist unser Geschäft. Ich freue mich, wenn ich Pferde reiten darf, die ich verbessern kann und die andere Leute dann gern haben wollen. Es ist eine Bestätigung für meine Arbeit, wenn es unter einem anderen Reiter auch gut läuft. Wie Janne schon sagte, es ist ein Privileg. Und wenn ein Pferd geht, kommt dafür ein neues in den Stall. Gerade diese Herausforderung, sich immer wieder auf neue Aufgaben einzustellen, neue Charaktere kennenzulernen, das macht mir Spaß.
Gibt es so was wie ein Damen-Netzwerk, um sich im Reitsport Unterstützung zu holen? Oder findet die vielgepriesene Gleichberechtigung der Geschlechter im Reitsport tatsächlich statt?
Janne: Ein Damen-Netzwerk gibt es nicht. Nicht, dass ich davon wüsste. Bis zur Geburt unseres Sohnes hätte ich auch gedacht, dass die Gleichberechtigung, die ja ein Alleinstellungsmerkmal in unserem Sport ist, existiert. Beim Thema Mutterschutz sind wir aber an unsere Grenzen gestoßen. Umso wichtiger war es, dass wir EqualEquest (Initiative für mehr Gleichberechtigung im Sport) gegründet haben. Das hilft auch der nächsten Generation – vielleicht auch Sophie einmal, wenn sie über Familienplanung nachdenkt.
Sophie: Mir ist auch kein Netzwerk bekannt. Man hat Freundinnen auf dem Turnier, die zusammenhalten. Bei Janne und Jessica von Bredow- Werndl habe ich erst mitbekommen, dass diese Regel mit dem Mutterschutz nicht gerecht war. Ich hoffe, dass ich einmal davon profitieren kann, was Janne erkämpft hat und es in Zukunft Gerechtigkeit für die Mütter gibt.