Julien Epaillard macht es, Peder Fredricson und auch Henrik von Eckermann: Eisen ab bei den Hufen ihrer Pferde. Barhuf ist gerade im Trend bei Turnierpferden. Auch Ex-Weltmeisterin Simone Blum probiert es seit acht Wochen aus und hat ihre ersten Erfahrungen zusammengefasst:
„Barefoot Part 1
Im Dezember 22 haben wir allen Pferden von uns die Eisen abgemacht und sie auf barhuf umgestellt… Viele von euch haben sich gewünscht, dass ich euch etwas zu unseren Beweggründen sage und wir unsere Erfahrungen mit der Umstellung und dem Barhuflaufen mit euch teilen.
Viele Topreiter machen es ja vor und die Anzahl an Barhufpferden im Top Sport ist doch sehr hoch
Ich habe schon oft mit dem Gedanken gespielt es mal ausprobieren zu wollen und deshalb habe ich mich nach dem letzten Turnier dazu entschlossen die Eisen abzunehmen… Wir versprechen uns davon langfristig gesunde und glückliche Pferde.
Dabei haben wir aber nicht nur die Eisen abgenommen, sondern durch Ganganalyse und mit Hilfe einer Wärmebildkamera die Pferde ausgeschnitten und sie korrekt auf ihre Füße gestellt… Für mich der wichtigste Faktor, denn die Reaktionen der Pferde, als der Huf ausgeschnitten wurde und das drückende Horn oder die zu hohe Wand entfernt wurde, waren beeindruckend und viele Pferde haben durch Gähnen und Schlecken gezeigt, dass es für sie entlastend ist.
Nach diesem Termin haben wir alle Pferde 2 Wochen lang auf unserem weichen Hallen Boden gearbeitet und alle Pferde liefen von Anfang an sehr gut.
Bei manchen Pferden ist etwas Horn weggebrochen, aber kein Pferd war fühlig… Sie sind alle ohne Hufschuhe in die Führmaschine (Gummipflaster), auf den Paddock (Waben mit Rundkies) und auf die Koppel oder das Laufband gegangen und wurden über Asphalt geführt, um zur Halle zu kommen… Auf steiniges Ausreitgelände haben wir verzichtet und wenn bei einem Pferd etwas mehr Material weggebrochen ist, ist er mit Hufschuhen in die Maschine gegangen. Rundum waren wir sehr zufrieden mit der Umstellung und es hat super funktioniert…
Einige Pferde haben sich sogar sehr im positiven Sinn verändert und geben mir ein super Gefühl. Bei manchen Pferden wird das Gangbild etwas flacher, aber unseren Erfahrungen nach nicht bei allen, was mich ehrlich gesagt gewundert hat… Bei den meisten unserer Pferde würde man beim bloßen Hinsehen im Galopp nicht sehen, dass sie ohne Eisen gehen…
Barefoot Part 2:
Auch wenn ich bei den meisten Pferden von der Barhufumstellung absolut begeistert bin, bringt es natürlich auch einige Schwierigkeiten… Die Flexibilität vor allem mit Turnieren auf Gras ist eingeschränkt und die Beschaffenheit des Bodens auf Turnieren machen einem auch oft Sorgen, vor allem wenn man die Turniere nicht kennt… Wie ist der Boden außerhalb der Stallungen, ist es sehr steinig auf dem Weg zum Abreiteplatz, auf welchem Boden können die Pferde geführt werden, und und und? Bei kleineren Steinen hatten unsere Pferde aber bisher noch keine Probleme und ich glaube auch, dass etwas robusterer Boden die Hufe auch härter macht. Deshalb haben wir zwar schon versucht mit Hufschuhen am Turnier zu führen, aber haben nicht extrem darauf geachtet, dass unsere Pferde nie in Kontakt mit Steinen kommen.
Das Grasproblem werde ich mit einem Kunststoffklebebeschlag angehen und euch bei Zeit meine Erfahrung mit diesem Beschlag erzählen…
Zusammengefasst ist es meiner Meinung nach für manche Pferde eine tolle Sache aber vielleicht eben nicht für alle und man sollte einen individuellen Plan für jedes einzelne Pferd erstellen und sich auch dem „Aufwand danach“ bewusst sein… Spätestens alle 4 Wochen gehen unsere Pferde zur Barhufpflege und manche auch noch engmaschiger… Wer meint durch Barhuf Geld zu sparen liegt glaube ich falsch.
Aber für manche Pferde ist diese Art des „Managements“ ein großer Segen und wird zu einem gesunden und glücklichen Pferd beitragen
8 Wochen sind natürlich auch noch nicht aussagekräftig genug, deshalb werde ich auch in den nächsten Monaten ein Update geben. Ein paar wenige Pferde werden jetzt wieder Eisen bekommen, aber die „Eisenab-Winterzeit“ werden wir auf jeden Fall für die nächsten Jahre beibehalten.“