Es ist ihre Premiere. Janne Friederike Meyer-Zimmermann ist zum ersten Mal bei den Dutch Masters in s’Hertogenbosch. Und für die ehemalige Mannschafts-Welt- und Euopameisterin ging das prestigeträchtige Turnier schon mal gut los. Im Hauptspringen über 1,55m platzierte sich Janne mit ihrem Weltcup-Sieger aus La Coruna, Messi van’t Ruytershof (v. Plot Blue), nach zwei fehlerfreien Runden als beste Deutsche auf Platz sechs. Und auch in den zwei vorangegangenen CSI5* Springen konnte sich die Norddeutsche mit Chaka Chaka (v. Casall) und der aus der familieneigenen Zucht stammenden Cornela (v. Cornet Obolensky) vorne platzieren. spring-reiter.de hat Janne Friederike Meyer-Zimmermann in den Niederlanden zum Interview getroffen, mit ihr über ihren neuen „5*-Familienzuwachs“ im Stall, über ihre ganz persönlichen Kriterien bei der Pferdeauswahl und nächste Ziele gesprochen.
Janne ist gut drauf bei den Dutch Masters. Sohn Friedrich sitzt auf ihrem Schoß und zaubert ihr immer wieder ein Lächeln ins Gesicht: „Ich finde es ganz toll hier, bin beeindruckt, wie schön es gemacht ist“, freut sich Janne Meyer. Gleich am Tag 1 der Dutch Masters platzierte sie sich in jeder Prüfung, in der sie am Start war. „Auf Cornela bin ich natürlich besonders stolz, weil sie aus der eigenen Zucht stammt“, erzählt sie. Janne hat die Schimmelstute ausgebildet, die jetzt immer mehr in die großen Springen hinein wächst.
Ganz anders ist das bei ihrem Neu-Erwerb im Stall: Verdiamo Z (v. Verdi) wurde vom Belgier Jordy van Massenhoeve ausgebildet und in den großen Sport gebracht. Der elfjährige belgische Wallach machte insbesondere mit Platzierungen und tollen Auftritten bei den letzten Weltcup-Etappen in Helsinki, Basel und Leipzig auf sich aufmerksam. Ein großes Talent, das auch Janne und ihren Mann Christoph Zimmermann schnell beeindruckte
„Eigentlich ist es ja unsere Stärke, ein junges Pferd zu entdecken. Und meine Stärke ist es dann, dies auszubilden und in den großen Sport zu bringen. Mit Verdiamo Z ist es für uns eine eher ungewöhnliche Situation“, erklärt Janne Meyer. „Wir haben Verdiamo Z immer ein bisschen verfolgt, ihn zum Beispiel live in Helsinki gesehen. Ursprünglich hatten wir den Gedanken, dass er vielleicht etwas für Kunden von uns sein könnte. Aber dann haben wir gemerkt, dass wir selber eigentlich noch ein älteres Pferd als Unterstützung für Messi brauchen.“
Nach dem plötzlichen Tod von Büttner’s Minimax ist in ihrem Team eine große Lücke entstanden, die nicht so leicht zu füllen sein wird. Seitdem er fünfjährige war, hatte Janne ihren „Mini“ im Stall, die großen gemeinsamen Erfolge kamen vor allem durch jahrelange gemeinsame Erfahrungen und großes Vertrauen zustande. Eine enge Beziehung, die sie nun ganz in Ruhe auch mit Verdiamo Z aufbauen will.
Was hat sie an an dem Wallach überzeugt? „Wir wissen genau, wo er her kommt, er war immer in einer Hand. Er hat von Jordy einen sehr behutsamen Aufbau bekommen. So etwas ist uns sehr wichtig. Für mich ist es ein Privileg und auch eine neue Situation, ein Pferd zu bekommen, das auf 5*Sterne Niveau bereits erfolgreich unterwegs war. Sonst habe ich mir die Pferde dafür immer selber aufgebaut. Es ist auch eine besondere Situation und ein Privileg, dass die Besitzergemeinschaft so mitgemacht hat. Das sind alles Freunde und Besitzer, die auch bei uns im Stall sind. Eine Gruppe, die gesagt hat, Mensch wir machen das, wir haben da Spaß dran. Wir glauben daran, dass du mit diesem Pferd zusammen wachsen wirst“, freut sich Janne Friederike Meyer-Zimmermann.
Sie will sich für den Neuankömmling in ihrem Stall alle Zeit der Welt nehmen: „Ich habe mir jetzt erstmal nur vorgenommen, ihn kennenzulernen. Ich bin ihn erst einmal geritten. Ich hoffe, dass er sich mit mir genauso wohl fühlt wie mit Jordy. Mir ist wichtig, dass er bei uns ein neues Zuhause hat. Ich werde versuchen, mich auf ihn einzustellen. So dass er sich nicht umstellen muss.“
Sucht sie bei Pferden nach einem bestimmten Typ?
„Das kann man so nicht sagen. Ich habe in meinem Leben sehr, sehr unterschiedliche Pferde gehabt. Ich denke, die meisten Reiter haben gerne ein blütiges Pferd. Ich versuche hier relativ flexibel zu bleiben. Mir ist es wichtig, dass das Pferd an meiner Seite kämpft. Mir ist nicht wichtig, ob es klein ist oder groß. Ob der Kopf oben oder unten ist. Oder ob es gerade springt oder spektakulär. Mir kommt es auf die Einstellung an. Auf dieses gewisse Etwas, das zum Teil natürlich auch durch Vertrauen entsteht. Aber es ist eben wichtig, dass das Pferd Spaß am Springen hat. Bei Verdiamo habe ich beobachtet, dass er den Sprung unheimlich energisch anzieht. Dem siehst du an, der will das. Und das begeistert mich.“
Natürlich geht der „Neue“ auch noch nicht mit zum Weltcup-Finale nach Omaha im April, für das sich Janne Meyer mit Messi van’t Ruytershof qualifiziert hat. Sie möchte ihren Sportpartner kennenlernen, sich einfühlen, Vertrauen aufbauen. Für ihn soll alles so sein wie immer. Er hat sogar seine alte Trense mitbekommen. Damit er sich erst mal wohlfühlt. „Dann versuche ich das, so gut ich kann, nachzureiten. Und dann muss man zu einem Team werden. Ich freue mich auf die neue Partnerschaft.“
Trotz Schwangerschaft, der Geburt von Friedrich Anfang des letzten Jahres, dem Wegfall eines Großteils ihrer Weltranglistenpunkte, hat sich Janne auf derzeit Position 48 in der FEI Weltrangliste zurück nach oben gekämpft.
„Darauf bin ich natürlich auch ein wenig stolz. Aber ich möchte auch nicht, dass ein Pferd wie Messi jetzt zuviel macht. Du musst auf die Pferde acht geben. Und man muss den Pferden zuhören können, wann und wo sie gehen können und wann es vielleicht zuviel wird. Daher bin ich unendlich dankbar, jetzt so ein Pferd in den Stall bekommen zu haben.“
Natürlich stehen die Olympischen Spiele 2024 in Paris auf ihrer Agenda. Auch wenn sie weiß: Der Weg dahin ist schwer. „Ich will mir aber keinen Druck machen. Ich glaube, die Kennlern-Phase ist jetzt wichtig. Und das kostet einfach Zeit und Geduld.“
Für den Rolex Grand Prix am Sonntag mit Messi sieht sie ihre Chancen „bodenständig. Messi ist ein Ausnahme-Pferd, das hat er ja auch schon gezeigt. Aber es gibt sicher Paare, die in der Halle mehr Routine haben als wir. Auch wenn ich natürlich weiß, dass er alles springen kann.“
Nächste Woche geht es für das Team Meyer-Zimmermann weiter zum Saut Hermes nach Paris. Danach steht Omaha auf dem Plan. Für Verdiamo hat sie noch kein gemeinsames Turnier ausgesucht.: „Das machen wir alles step by step.“