Brüder Duell Gilbert und Frederic Tillmann: „Am Ende hoffen wir, dass einer von uns beim Derby vorne steht.“
Derby-Spezialisten: Gilbert und Frederic Tillmann im Interview. Foto: spring-reiter.de

Brüder Duell Gilbert und Frederic Tillmann: „Am Ende hoffen wir, dass einer von uns beim Derby vorne steht.“

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Es ist genau zehn Jahre her: 2013 gingen Gilbert Tillmann und sein 19jähriger Hello Max mit ihrem sensationellen Sieg in die Hamburger Derby-Geschichte ein. Auch der zwei Jahre ältere Bruder Frederic war mit einem zweiten Platz mit Comanche in 2022 schon einmal dicht am Derby-Sieg dran. Das Hamburger Derby und die Brüder Gilbert und Frederic Tillmann – ohne einander geht es nicht. Auch wenn beide zugeben, dass der schwerste Parcours der Welt mit den Jahren nicht seinen Schrecken verliert – nie einfacher wird. Im Gegenteil. Die Anspannung und die Nervosität sind beinahe so groß, wie beim allerersten Mal. Im Interview erzählen die beiden Brüder, welche Rituale sie vor dem großen Derby am Sonntag haben und ob sie sich als Konkurrenten sehen.

Auch wenn er schon hier gewonnen hat, jedes Jahr beim Derby dabei ist. „Routine wird es nie“, sagt Gilbert Tillmann. „Es kann immer und überall etwas passieren. Man ist jedes Jahr wieder angespannt, ich bin jedes Jahr wieder gleich nervös. Beinahe so, als wäre ich das erste Mal hier am Start“, beschreibt der Derby-Sieger von 2013 seine Gefühlslage.

Er ist total abergläubisch, zieht zum Derby immer sein Glücksbringer-Jackett an, mit dem er mit Hello Max das Derby gewonnen hat. Er trägt auch noch immer die gleiche Reithose. Nur die Stiefel sind neu und die Kappe, weil diese kaputt gegangen ist. „Ich reite im Derby immer mit dem Jackett, was 2013 gewonnen hat. Das wird auch nur zweimal im Jahr angezogen, einmal hier und bei uns zuhause, wir haben ja auch ein Hallen-Derby“, erzählt der aus Grevenbroich stammende Gilbert Tillmann.

Er hat ein ganz striktes Ritual. Reitet jeden Sonntag um 7 Uhr vor dem Derby sein Pferd, geht dann zum Frühstück mit seiner Pflegerin und holt anschließend die Familie aus dem Hotel ab. „Dann steigt so langsam die Nervosität. Dann gehe ich eigentlich den Parcours genauso ab, wie beim allerersten Mal.“ Er erinnert sich an die Worte von Sören von Rönne, der ihm beim ersten Mal den Tipp gab, den Parcours möglichst oft abzugehen. Um so leichter würde es. „Aber das stimmt nicht“, lacht Gilbert Tillmann. Sein Bruder Frederic hat dagegen keine festen Rituale. „Ich mach mir da nicht so einen großen Plan. Klar, je länger man wartet, desto kribbeliger wird man natürlich auch.“

Klippen im Derby-Parcours gibt es viele: „Von Sprung eins bis 17 sind alle Hindernisse nicht zu unterschätzen. Hadjib war hier zwar schon platziert, hatte aber auch schon an den unterschiedlichsten Stellen Fehler. Natürlich sind der Wall und die anschließenden Planke das Schwierigste. Aber genauso viele Fehler werden auch am Pulvermann gemacht. Am Sonntag haben wir sieben Hindernisse, die höher sind als 1,60m. Das ist schon ein kleiner Unterschied“, bringt es der Derby-Spezialist Gilbert auf den Punkt. Bruder Frederic hat vor allem die Bahnschranken als knifflige Hürden im Kopf: „Da hatte ich im letzen Jahr Fehler. Daher habe ich das auch vermehrt geübt.“

Auch ansonsten ist Bruder Frederic deutlich entspannter: „Im letzen Jahr war es mit dem achtjährigen Comanche das erste Mal und ich wusste nicht, ob er den Wall herunter geht. Daher bin ich da dieses Jahr etwas entspannter. Aber es ist immer wieder neu, man muss die Qualifikationen erst mal reiten. Es kann immer irgendetwas passieren.“ Die Konkurrenz, finden die Brüder, ist „auch gut in Schuss“: „Wir hatten selten so viele Nuller, in der 1. Qualifikation, wie in diesem Jahr.“

Ein Bruder-Duell gibt es allerdings nicht wirklich: „Wir hoffen immer, dass einer von uns am Ende vorne steht. Wer das von uns beiden ist, ist eigentlich egal“, sagt Frederic Tillmann. Das bestätigt auch Bruder Gilbert. Und erzählt, dass der Sohn und die Tochter von Frederic dieses Jahr zeitgleich beim Preis der Besten in Warendorf am Start sind. Ursprünglich wollte Frederic seinem Bruder sein Pferd für das Derby geben, damit er mit zweien hätte starten können und er selber bei seinen Kindern ist.

Aber das hat Gilbert abgelehnt. „Nee, habe ich gesagt, du musst auf jeden Fall reiten. Ich weiß ja nicht, ob es das schon mal gegeben hat, dass zwei Brüder Derby-Sieger waren. Ich war ja schon Derby-Sieger. Frederic muss es erst noch werden“, lacht Gilbert.