Das Hamburger Derby schreibt seine eigenen Geschichten und hat ganz eigene Gesetze. Den Sieger im „schwersten Springen der Welt“ vorauszusagen, ist fast unmöglich. So war es auch am Sonntag beim Hamburger Derby in Klein Flottbek. Nur zwei Reiter absolvierten den anspruchsvollen Parcours mit dem gefürchteten Wall und Pulvermanns Grab ohne einen einzigen Fehler. Die Dänin Caroline Rehoff Petersen mit dem Holsteiner Calvin (v. Castellan) und der erst 21jährige Marvin Jüngel aus Sachsen mit seiner Oldenburger Stute Balou’s Erbin (v. Be bravo).
Die Dänin musste beim Stechen zuerst zurück in den Parcours. Hatte letzte Anweisungen von ihrem berühmten Trainer, dem Springreiter Lars Bak Andersen, bekommen. Nach einer weiteren fehlerfreien Runde war die sympathische Amazone nach 57.70 Sekunden im Ziel. Dann griff Marvin Jüngel in das Geschehen ein. Seine flinke Stute spulte den Parcours flott ab, nur am letzten Hindernis klapperte es einmal leicht, zum Glück blieb alles liegen und die Zeit 56. 57 Sekunden reichte auch: Marvin Jüngel ist mit 21Jahren der zweitjüngste Derby-Sieger aller Zeiten. Nur Alvin Schockemöhle war bei seinem Sieg 1969 noch jünger, nämlich 19 Jahre alt.
„Mir fehlen noch so ein wenig die Worte und die Luft“, versuchte der Sieger seine Emotionen zu erklären. „Morgen hat meine Mutti Geburtstag, da können wir jetzt gut reinfeiern“, erzählt der Springreiter, der schon in beiden Qualifikationen fehlerfrei geblieben war. „Ich hätte mit der Stute bestimmt noch mal 15 Ehrenrunden drehen können, so frisch war sie noch nach dem Sieg“, freute sich der gelernte Bürokaufmann, der mit seiner Familie eine Reitanlage betreibt. „Ich bin mit Pferden groß geworden. Nach meiner Ausbildung habe ich mich selbstständig gemacht. Ich reite den ganzen Tag und gebe auch Unterricht. Ich habe tollte Pferde und Pferdebesitzer, die mir ihr Vertrauen schenken“, so der Derby-Sieger.
Auch die Zweitplatzierte, Caroline Rehoff Peteren, konnte ihr Glück kaum fassen: „Ich hatte eigentlich nur zum Spaß gesagt, Calvin kann Derby. Dann meinte mein Trainer Lars Bak Andersen, ok, lass es uns doch versuchen. Calvin ist wirklich mutig und ein großes Pferd. Wir haben dann einfach entschieden, es mal zu versuchen“, freute sich die Dänin.
Platz drei ging an den Derby-Routinier Benjamin Wulschner mit Bangkok Girl (v. Balou du Rouet). „Ich bin so stolz auf das Pferd. Jetzt, mit 15 Jahren, darf sie in die verdiente Rente“, so Wulschner. Platz vier sicherte sich Sandra Auffahrt mit Nupafeeds La Vista (v. Lordanos). Die Amazone bekam auch gleich noch den mit 10.000 Euro dotierten Stil- und Fairnesspreis für die harmonischste Vorstellung im Parcours.
Platz fünf ging an den Iren Stephan Dubsky mit C-The Stars (v. Contendro) vor Simon Heineke mit dem Derby-Sieger von 2019 mit Nisse Lüneburg, Cordillo (v. Corrido).
Einen tollen siebten Platz gab es für den bereits 20jährigen Kokolores (v. Kolibiri) und seinen Reiter Jan Peters. Sie waren bereits zum neunten Mal im Derby-Park am Start. „Das heute war unsere beste Runde mit nur einem Fehler. Jetzt geht Kokolores in die verdiente Rente. Man soll ja aufhören, wenn es am schönsten ist“, erzählte Jan Peters spring-reiter.de. Das Pferd hat sein Vater Bernd Peters, Landestrainer in Berlin-Brandenburg, selber gezogen. „Bei uns gehen die Pferde viel auf die Koppel und ins Gelände. Es ist eben wichtig, sie zufrieden zu halten“, erklärt Jan Peters ein Pferdemanagement.
Die meisten Hindernis-Fehler im Derby gab es in diesem Jahr übrigens an den Bahnschranken mit 19 Abwürfen, die Planke nach dem Wall fiel 16 mal und am Pulvermann kam es zu 12 Abwürfen.
Auch Volker Wulff war am Ende des Events hoch zufrieden: „Wir hatten Top-Bedingungen und so viele Besucher, wie noch nie. Das war wohl das beste Derby, was wir je hatten.“
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