Am letzten Hindernis fiel die Entscheidung: Steve Guerdat und seine Selle Francais Stute Dynamix de Belheme (v. Snaike de Blondel) blieben auch im fünften Parcours im Kampf um die Goldmedaille bei der Europameisterschaft in Mailand ohne einen einzigen Fehler und sicherten sich so souverän und verdient den Europameistertitel. Zweite wurden Philipp Weishaupt und der erst neunjährige und überragend springende Zineday (v. Zinedine) mit nur einem Netzroller über fünf schwere Runden. Ebenfalls nur einen Abwurf bis zur Entscheidung leisteten sich der Franzose Julien Epaillard und seine zehnjährige Stute Dubai du Cedre (v. Baloubet du Rouet). Das Paar wurde mit der Bronze-Medaille belohnt. Mit sieben. Punkten verpasste der Olympia-Sieger Ben Maher mit Faltic HB (v. Baltic VDL) knapp das Podium. Pech am letzten Tag hatte der über drei Tage Führende bei der EM, der Schwede Jens Fredricson und Markan Cosmopolit (v.Cohiba) rutschten auf Platz fünf vor Weltmeister Henrik von Eckermann mit Iliana (v.Cardento) mit ebenfalls acht Strafpunkten.
„Ich bin gesegnet mit diesem Pferd. Dynamix ist das beste Pferd, dass ich je hatte. Ich hatte durch meine ganze Karriere natürlich viele tolle Pferde. Aber sie vereint einfach alle Qualitäten der anderen in einem Pferd. Ich habe sie sich ganz in Ruhe entwickeln lassen. Vor einem Jahr ging sie erst ihre erste 5*-Sterne-Prüfung“, schwärmt der neue Europameister über seine Sportpartnerin. In seiner Reithalle in der Schweiz hat er alle seine besten Pferde auf Bildern verewigt, nur ein Foto von Dynamix fehlte noch. „Jetzt bekommt auch Dynamix ihr Siegerbild in der Reithalle“, lacht der Schweizer, der zugibt, manchmal Albträume zu haben, dass die Braune verkauft wird. „Zum Glück hat mich ihre Besitzerin beruhigt, dass ich mir über einen möglichen Verkauf der Stute keine Sorgen machen muss.“ Jetzt bekommt Dynamix erst einmal acht Wochen Pause. Bevor es im Herbst und Winter nach Lyon und Genf geht. Pferdemann Steve Guerdat.
Überragende Runden lieferten auch die Vize-Europameister der EM, Philipp Weishaupt und Zineday ab. Nur ein einziger Abwurf des neunjährigen Fuchs in der zweiten Runde am zweiten Tag trübte die ansonsten tolle Bilanz.
„Das Ergebnis passt“, lacht Philipp Weishaupt nach seinen Runden. „Steve hat es mit fünf Null-Runden verdient, da oben zu stehen. Ich nicht, daher ist das auch so in Ordnung. Ich habe viele meiner Kollegen heute vor den Runden schwitzen sehen. Ich musste mir keine Sorgen machen, Zineday kann alles springen. Dabei war es am Anfang des Jahres gar nicht mein Plan, zur EM zu kommen. Von der Qualitität her ist er sicher nicht schlechter als Dynamix. Aber er ist eben erst neun und ich wollte ihn auch schonend aufbauen und auch nicht so vielen Leuten von seinen enormen Qualitäten erzählen. Aber in Aachen hat dann ja jeder gesehen, wie gut er ist. Als ich hierher kam, hatte ich gar keine großen Erwartungen, bin einfach nur von Runde zu Runde geritten.“ Auch Philipp muss sich keine Sorgen um einen Verkauf des Pferdes machen, das hat ihm seine Besitzerin versichert. Das Ziel Olympia ist klar definiert. Aber jetzt bekommt Zineday auch erst einmal eine verdiente Pause.
Etwas unglücklich lief die erste Runde für den bis dahin noch in Medaillen-Reichweite liegenden Christian Kukuk mit seinem Mumbai. Nach zwei Abwürfen durften sie in Runde zwei der besten Zwölf nicht mehr starten und wurden am Ende 14.. „Ich kann gar nicht sagen, dass das eine schlechte Runde war. Ich hatte ein gutes Gefühl, ich hatte vielleicht, im Nachhinein, etwas zu viel Ruhe, bin da so mit einem normalen Rhythmus in die Dreifache reingeritten. Wenn man jetzt gesehen hat, dass das die Fehlerquelle Nummer eins war, dann hätte ich da vielleicht mit etwas mehr Vorwärts-Impuls reinspringen müssen. Dann hätte ich ihm den Oxer etwas einfacher gemacht. Den Steil in der Mitte hätten wir dann trotzdem noch springen müssen. Ist natürlich sehr ärgerlich und auch etwas enttäuschend. Trotzdem stecke ich nicht den Kopf in den Sand, ich denke, ich habe hier eine sehr konstante, sichere Woche mit Mumbai gehabt und das Gefühl ist richtig, richtig gut. Da können noch ein paar Aufgaben kommen.“ Christian Kukuk und Mumbai werden Ende September beim Nationenpreisfinale in Barcelona für Deutschland an den Start gehen.
„Was Philipp und Zineday hier über fünf Runden geleistet haben, ist sensationell. Das haben wir uns erhofft. Das waren schwere, wenn auch faire Parcours. Auch Christian Kukuk und Mumbai haben sich hier über die Runden sehr, sehr gut gezeigt. Heute, das war schade“, resümierte Otto Becker im Anschluß.
Das ganze Ergebnis: HIER