Sie gehört zu den treuesten Teilnehmerinnen bei den Brüsseler Stephex Masters: Jessica Springsteen, dekoriert mit einer olympischen Silbermedaille (Tokio) und Rolex Grand Prix Siegerin, geht diese Woche bei dem 5*-Event in Belgien an den Start.
Für die US-Amerikanerin ist Belgien zu einer zweiten Heimat geworden. Ihr Ehrgeiz hat sie vor Jahren zu den Stephex Stables geführt, wo sie sich leidenschaftlich ihren Weg an die Spitze des Reitsports gebahnt hat. Im Interview verrät die 32-Jährige, wie sie ihre Liebe zu den Pferden entdeckte und wie diese ihre persönliche Entwicklung geprägt haben. Und sie spricht über ihre Rituale und Leidenschaften und den Nervenkitzel des Springreitens.
Wie hat Deine Reise in die Welt der Pferde und des Springreitens begonnen?
Jessica: „Ich begann zu reiten, als meine Familie nach New Jersey zog. Wir zogen dort auf einen Bauernhof, und meine Mutter, die schon immer reiten wollte, als sie jünger war, begann, Reitstunden zu nehmen. Als ich sie reiten sah, wollte ich auch damit anfangen. Meine frühesten Erinnerungen beziehen sich auf das Reiten auf der Farm, vor allem auf Westernreiten. Zufällig wohnten wir gegenüber von einem der größten Trainingsställe in den USA. Ich begann dort zu reiten, nahm an Springwettbewerben teil, und von da an ging es Schlag auf Schlag.“
Wie haben die Pferde Deine persönliche Entwicklung beeinflusst?
Jessica: „Pferde spielen eine große Rolle in meinem Leben. Schon als Kind haben sie mir so viel über Verantwortung, Geduld, harte Arbeit und Entschlossenheit beigebracht. Sie lehren einen so viele unglaubliche Dinge. Bis heute lerne ich ständig von meinen Pferden, und ich bin so dankbar, dass ich jeden Tag mit diesen wunderbaren Tieren arbeiten darf.“
Wie würdest Du das Gefühl, das Dir der Springsport vermittelt, in drei Worten zusammenfassen?
Jessica lacht: „Ich würde sagen, große Dankbarkeit – für meine Pferde, dafür, dass ich das tun kann, was ich liebe, und für die Verbindung, die wir zu unseren Pferden aufbauen. Das Springreiten hält mich auch sehr präsent. Wenn man einen Parcours reitet, muss man ganz im Moment sein und sich auf die Hindernisse vor einem und sein Pferd konzentrieren. Das ist ein sehr echtes Gefühl. Und dann ist da natürlich noch die Aufregung, auf ein Ziel hinzuarbeiten, und das Adrenalin im Parcours. Ich bin sehr leidenschaftlich bei der Sache, daher ist es schwierig, es in nur drei Worten zusammenzufassen.“
Wie ist die Stimmung unter den Spitzenreitern? Gibt es ein Gefühl der Kameradschaft oder einen gesunden Wettbewerb?
Jessica: „Es gibt definitiv ein Gefühl der Kameradschaft unter den Reitern. Wir reisen von Turnier zu Turnier und sehen oft immer die gleichen Leute, und es ist schön, diese Gemeinschaft zu haben. Man kann immer Fragen stellen, und alle sind hilfsbereit. Letzten Endes geht es aber darum, sich im Parcours voll auf sich zu konzentrieren und sein Bestes zu geben.“
Du verbringst viel Zeit in Belgien. Was ist Dein Eindruck von Belgien?
Jessica: „Ich habe an verschiedenen Orten in Europa gelebt, aber ich liebe Belgien wirklich. Die Stephex Stables sind fantastisch für die Pferde – es gibt so viel Platz zum Reiten, perfekte Wege und Wälder, und die Pferde sind alle so glücklich dort. Das launische Wetter ist der einzige Nachteil, aber ich liebe die Schokolade – und nicht zu vergessen, die Waffeln!“
Kannst Du die Atmosphäre bei den Stephex Masters beschreiben? Wie beflügelt sie Deine Leistung?
Jessica: „Ich freue mich immer auf die Brüsseler Stephex Masters. Es ist fantastisch und es herrscht eine unglaubliche Atmosphäre. Die Grasarena ist spektakulär, und sie ist großartig für die Pferde. Die Veranstaltung wird von Jahr zu Jahr besser.“
Beeinflusst die Begeisterung der Zuschauer Deine Ritte?
Jessica: „Auf jeden Fall, man spürt die Begeisterung des Publikums, wenn man reitet. Auch die Pferde spüren das und fühlen sich dadurch aufgeregter oder frischer. Es ist toll, diese Begeisterung der Zuschauer zu spüren.“
Was war der größte „Ist das gerade passiert?“-Moment, den Du bei einem Turnier erlebt hast?
Jessica: „Einer meiner denkwürdigsten Momente war der Gewinn des Rolex Grand Prix hier im Jahr 2021. Es war ein unerwarteter Sieg, und ich war die Letzte im Stechen. Ich wusste sofort nach meiner Runde, dass ich gewonnen hatte, und es war einfach so aufregend. Die Atmosphäre und das Publikum waren unglaublich.“
Wie sieht Deine Routine am Morgen vor dem Turnier aus? Gibt es Rituale, die Dich in Schwung bringen?
Jessica: „Meine morgendliche Routine bei Wettkämpfen variiert. Bei den Brüsseler Stephex Masters ist man den ganzen Tag mit so vielen Pferden auf unterschiedlichstem Level unterwegs, dass nicht viel Zeit für Rituale bleibt. Aber wenn ich einen ruhigeren Morgen habe, gehe ich vielleicht joggen oder mache ein schnelles Training. Mein Lieblingsritual ist allerdings Kaffee. Ich brauche immer einen Kaffee vor dem Reiten, besonders bei Wettkämpfen am frühen Morgen. Sobald ich dann auf dem Pferd sitze und in den Parcours reite, setzt das Adrenalin ein, und ich bin bereit, loszulegen.“
Was sind neben dem Reiten Deine anderen Hobbys und Leidenschaften?
Jessica: „Neben dem Reiten jogge und laufe ich gerne. Das ist eine tolle Möglichkeit, neue Städte zu erkunden, da wir so viel reisen. Das Laufen in einer neuen Stadt ist eine meiner liebsten Arten, sie zu sehen. Ich lese auch gerne, obwohl meine Zeit begrenzt ist. Wenn ich einen freien Moment habe, versuche ich, diesen mit Freunden und Familie zu verbringen, und genieße die Zeit mit ihnen sehr.“
Quelle: Brussels Stephex Masters